Seine Hoheit, der britische König Charles, flog unlängst in Sachen Umwelt vom königlichen Anwesen in Sandhurst in den Süden Londons. Im royalen knallroten Helikopter. 380 Kilometer, 45 Minuten, hunderte Liter Kerosin. Hin und retour. Dort diskutierte er, im neueröffneten Afrika-Zentrum, über die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels auf den südlichen Kontinent. Der Buckingham-Palast rechtfertigte die emissionsreiche Route: Der Luftweg sei die geringste Störung „für andere Personen“. Zudem bestehe die Gefahr, dass der König im Verkehr steckenbleibe. Ob königliche Emissionen weniger klimaschädlich sind, wurde noch nicht untersucht.
Die royalen Reiseplaner versuchen laut Buckingham-Palast, das intensive Programm Seiner Majestät immer im besten Gleichgewicht zwischen Sicherheit, Effizienz und der Notwendigkeit zu finden, Behinderungen für andere zu minimieren.
Der Pöbel bleibt unten
Kritische Beobachter ätzen: Natürlich wäre auch die königliche Limousine eine Option. Der Straßenverkehr des Pöbels sei aber unzumutbar. Eine Schleuse mit freier Fahrt für Seine Hoheit – wie das etwa für afrikanische Diktatoren und VIPs üblich ist – wäre wiederum schlecht für das Image der Volksnähe. Privatflugzeuge und Hubschrauber setzen 10 bis 20 mal mehr CO2-Emissionen frei als ein normales Flugzeug, ein Zug oder ein Stromauto.
König der Lüfte
Ungeachtet des nahenden Erdkollapses, gegen den die „Letzte Generation“ mit Superkleber rebelliert, reist der König weiterhin viel im Privatjet oder Hubschrauber. Im Vorjahr erhob sich der König innerhalb des Landes 20 mal, inklusive Helikopter, in die Lüfte. Dies laut offiziellen Zahlen. So flog der König mit erlauchter Gattin etwa zu Terminen nach Nordirland und Wales. Oder von London zum royalen Flughafen, 112 Kilometer, um ein Charter-Flugzeug nach Jordanien zu besteigen. Einige Flüge gab es auch von den königlichen Wohnsitzen nach Wales. Im Jahr 2021 hat das königliche Paar 40 Privatflüge absolviert – diese innerhalb des Landes und nach Irland; ebenso nach Glasgow, zur Klimakonferenz COP26. Er befand sich dort in erlauchter Gesellschaft mit vielen anderen Teilnehmern, die im Privatjet einflogen.
Teures Bio-Kerosin
Königliche Quellen räumen ein, wie verzwickt es sei, eine Balance zwischen der Rolle des Königs als „Umweltkämpfer“ und seinen vielen Terminen zu finden. Man müsse aber schon bedenken, dass er im Auto dem Verkehr ausgesetzt sei. Der Helikopter sei ohnehin die letzte Wahl, wenn nichts mehr geht. König Charles kostet es noch dazu große Überwindung, einen Helikopter zu besteigen. Er sei „allergisch“ dagegen, heißt es im erlauchten Umfeld. Gerne nützt die königliche Familie auch den „RAF Voyager“, ein Privatflugzeug, das mit „nachhaltigem Kerosin“ betrieben wird. Das ist zwar teurer, aber das machen eh die Steuerzahler. Die mühen sich auch täglich auf dem Weg zur Arbeit durch das Verkehrschaos. Die unpünktlichen, überfüllten und wenig appetitlichen Züge meiden sie. Dafür werden sie als Umweltsünder beschimpft.
Grünes Marketing
Apropos Zug: Den gibt es auch im königlichen Format – und der fährt umweltschonend mit Biotreibstoff aus Gemüseabfall. Die Reisekosten Seiner Hoheit – per Flugzeug und Bahn – machten im Vorjahr umgerechnet über eine Million Euro aus. Jene der erlauchten Gattin mehr als 700.000 Euro. Die königliche Familie sei sich dieser Kosten sehr bewusst. Der König habe immer ein Auge darauf, heißt es. Dafür kommen 90 Prozent der Energie für den königlichen Haushalt aus erneuerbaren Quellen. Die Hälfte davon über Solaranlagen, Biomasseheizung und Wärmepumpen. Das macht deutlich: König Charles ist ein echter „Umweltkämpfer“.