Auch zu Beginn dieses Jahres hielt die „Aktion Unwort“ im hessischen Marburg an ihrer seit 1991 bestehenden fragwürdigen Tradition fest, das „Unwort” des jeweils abgelaufenen Jahres zu küren – eine Selbstanmaßung linker Sprachhygieniker, politisch unerwünschte Begriffe abzuwerten und jedem mit Verbannung aus dem erlauchten Kreis der linken Schickeria zu drohen, der die gebrandmarkten Ausdrücke nicht vermeidet. Diesmal fiel die Wahl auf die Bezeichnung „Klimaterroristen“.
Auf Platz 2 landete „Sozialtourismus“ – ein Ausdruck, den CDU-Chef Friedrich Merz treffenderweise gebraucht hatte, um den Pendelverkehr von ukrainischen Flüchtlingen zwischen ihrer Heimat und Deutschland zum Abholen der Stütze zu beschreiben.
Unmenschen gebrauchen Unworte
Bei den beiden diesjährigen „Gewinnerbegriffen“ wird bereits klar, worum es beim „Unwort des Jahres“ in Wahrheit geht: Begriffe, die objektiv eine Realität beschreiben, die nicht ins Weltbild linker Ideologen passt, sollen kriminalisiert und abgewertet werden. Natürlich ist das, was Straßenblockierer, Pipeline-Saboteure und Kunstzerstörer praktizieren, eine Form von Terrorismus – im Namen des Klimas. Und natürlich ist das, was nicht alle, aber zahlreiche Ukrainer tun, exakt das, als was Merz es bezeichnet hat: Sozialtourismus. Es gibt für beides keine präziseren und treffenderen Bezeichnungen. Aber die Wahrheit darf niemand mehr aussprechen. Und denen, die versucht sind, es dennoch zu tun, soll ein Unrechtsbewusstsein eingeimpft werden. Denn wer Unworte gebraucht, ist ein Unmensch. Darum geht es.
Passend dazu existieren auch „Worte des Jahres“, die von anderen verschiedenen – ebenfalls zumeist linksradikalen – Organisationen ermittelt werden und die dann, welch Wunder, natürlich wohlgelitten sind bei den Sprachwächtern – weil sie für propagandistisches Wunschdenken stehen und ins Weltbild passen: So etwa „Klimawandel“ oder „Flüchtling“ – obwohl, oder gerade weil, an der realen Existenz von beidem in vielen damit konkretisierten Fällen erhebliche Zweifel bestehen. Umgekehrt wurde vor kurzem von einer „Floskel-Jury“ der Begriff „Freiheit“ allen Ernstes als „Floskel des Jahres” geschmäht – eines der höchsten ethischen Ideale wird von Linken also mit Hohn und Spott bedacht. Auch darüber berichteten die öffentlich-rechtlichen Medien begeistert.
Die Wirklichkeit verbiegen
Zur Begründung des Unwortes ließ die Marburger Jury verlauten, der Ausdruck „Klimaterrorismus“ sei im öffentlichen Diskurs benutzt worden, um Aktivisten und deren Proteste für mehr Klimaschutz zu diskreditieren. Die „Aktivistinnen und Aktivisten“ würden mit dem Begriff mit Terroristen „gleichgesetzt und dadurch kriminalisiert und diffamiert.“ Gewaltlose Protestformen zivilen Ungehorsams und des demokratischen Widerstands würden so in den Kontext von Gewalt und Staatsfeindlichkeit gestellt, hieß es weiter.
Damit nicht genug, verschiebe der Begriff „den Fokus der Debatte von den berechtigten inhaltlichen Forderungen der Gruppe hin zum Umgang mit Protestierenden“. Er zähle auch zu einer Reihe von weiteren Begriffen aus der öffentlichen Debatte, die "Aktivistinnen und Aktivisten" sowie deren Ziele diffamierten – unter anderem „Ökoterrorismus“ oder „Klima-RAF“. Dass die selbsternannten Klimaretter sich anmaßen, nicht nur den Staat zu erpressen, damit er ihre absurden Forderungen erfüllt, sondern auch noch die Bevölkerung in Mithaftung nehmen, indem sie Straßen zu Flughäfen blockieren und damit regelmäßig Menschenleben gefährden, störte die Jury offenbar nicht.
Begeisterung bei Staatsmedien und Grünen
Dass ihrer arroganten und totalitären Anmaßung, zu bestimmen, was gesagt werden darf, überhaupt Bedeutung beigemessen wird, liegt allein daran, dass die Medien den Unwort-Unsinn jedes Jahr begierig aufgreifen. Dies nutzten dann umgehend auch grüne Spitzenpolitiker, um ihre Zustimmung zu der Wahl auszudrücken: Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann ließ ausrichten, dass er den Ausdruck „völlig unangemessen“ finde und von seiner Verwendung abrate.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth, die gerne Bibelzitate beseitigen und den Begriff „Preußen“ canceln lassen will, teilte ihre Ansicht mit, ein Begriff wie „Klimaterroristen“ sollte in „einer zivilisierten, demokratischen Debatte nichts zu suchen haben“, weil damit Terror verharmlost werde.
Merke: Wer bei der Wahrheit bleiben will, sollte möglichst viele „Unworte” gebrauchen
Natürlich hielten die selbsternannten Klimaretter der „Letzten Generation“ die Wahl für „ermutigend“, denn durch die Gleichsetzung des Protests mit Terrorismus werde „demokratisch legitimierter Widerstand in den Kontext von Gewalt und Staatsfeindlichkeit gestellt“.
Die Wahl des Unworts könnte vielleicht sogar eine gewisse Legitimität für sich beanspruchen, wenn sie nicht mit der Zuverlässigkeit eines Uhrwerks ausschließlich auf Begriffe fiele, die dem tonangebenden linken Establishment ein Dorn im Auge sind. In den letzten Jahren waren es unter anderem „Anti-Abschiebeindustrie” (2018), „Gutmensch“ (2015) oder „Sozialtourismus“ (2013), die auf dem Index der linken Sprachwächter landeten. Ironischerweise erfüllen die Unworte auf umgekehrtem Weg aber dennoch ihren Zweck: Zwar soll den Bürgern damit die Scheu eingeimpft werden, die Wahrheit beim Namen zu nennen. Wem aber an seiner geistigen Gesundheit gelegen ist, liefern sie gerade deshalb eine zuverlässige Orientierung. Solange man die Worte verwendet, die den Linken verhasst sind, kann man ziemlich sicher sein, die Wahrheit auszusprechen und sich nicht zu ihrem Komplizen bei der Vertuschung der von ihnen angerichteten Katastrophen zu machen.