Seit 1. Jänner ist Kroatien Mitglied der Eurozone und hat die nationale „Kuna“ durch den Euro ersetzt. Wie in Österreich, seinerzeit im Jahr 2002, erlebten die Kroaten jetzt ihr blaues Wunder: Der Euro entpuppte sich als „Teuro“. Die schockierten Kroaten erlebten innerhalb weniger Tage Preissteigerungen um 10-20 Prozent. Etwa bei Brot, Kaffee, Zigaretten. Ihr Unmut schlug derartige Wellen, dass Premier Andrej Plenkovic eine Untersuchung versprach und ein Treffen mit Vertretern des Nationalen Inspektorats und der Steuerbehörde in Aussicht stellte.
Euro-Einführung trotz Ablehnung
Er will Maßnahmen setzen, um die Bürger vor „ungerechtfertigten“ Preiserhöhungen zu schützen. Auch der Wirtschaftsminister ließ wissen: Die Regierung werde diese Steigerungen nicht einfach hinnehmen. Er warf dem Handel sogar vor, „die Kroaten zu betrügen“. Das alles sind nur scheinheilige Ansagen. Denn die Einführung des Euro ging ohne öffentliche Diskussion über die Bühne – obwohl Umfragedaten zeigten, dass im Vorjahr 40 Prozent der Kroaten den Euro ablehnten. Die EU-freundliche Regierung entschied trotzdem den Beitritt des Landes zur Eurozone. Insider wissen zudem: Die meisten Geschäfte werden ihre hohen Preise beibehalten, man kann sie nicht durchgehend regeln. Kroatische Medien werfen der Regierung vor, sie hätten mit diesen Preissteigerungen rechnen müssen. Sie wiesen auf Slowenien als Beispiel hin, wo es nach der Euro-Einführung im Jahr 2004 ähnlich rundging. Laibach löste das Problem, indem es Händler mit unverschämt hohen Preisen auf eine „schwarze Liste“ setzte. Kroatien wird das sicherlich nicht tun.
Polen wollen frei bleiben
Ganz anders in Polen: Dort sagte der Chef der Zentralbank, Adam Glapinski vergangenen Sommer, der wirtschaftliche Erfolg des Landes hänge stark mit der Beibehaltung der nationalen Währung „Zloty“ zusammen. Solange er im Amt ist, werde Polen nicht in die Eurozone gehen. Die Einführung des Euro könne negative Folgen für die Finanzen Polens haben. Polen müsse sich die Freiheit bewahren, seine eigene Währungspolitik verfolgen zu können. Das Land stehe aber gewaltig unter Druck, insbesondere seitens „eines Nachbarlandes“, das einen „Europäischen Staat“ gründen wolle (er meint damit Deutschland). Dieses Land wirke massiv auf polnische Politiker ein.
Tschechien: nicht vor 2030
Auch in Tschechien denkt man ähnlich. Premierminister Petr Fiala sagte Ende des letzten Jahres, man werden den Euro im aktuellen Parlamentsjahr nicht einführen, eine reale Einschätzung sei 2030. Die Regierung erlaube es Unternehmen aber, Euro-Konten zu führen. Er beurteile das aber nicht ideologisch, sondern ob die Euro-Einführung dem Land und den Bürgern etwas bringe. Die Regierung setzte zwar alles daran, die „Maastricht-Kriterien“ zu erfüllen. Gleichzeitige sei aber noch kein Termin für die Euro-Einführung festgelegt worden.
Orban bevorzugt Forint
Ungarn ist 2004 der EU beigetreten. Abgesehen davon, dass das Land – wie aktuell viele Euro-Länder – die Maastricht-Kriterien nicht erfüllt, ist Orban ein Fan der Nationalwährung „Forint“. Er glaubt, der Forint stehe für die Unabhängigkeit Ungarns, und biete mehr Freiheit für den Handel mit Ländern außerhalb der EU, etwa China. Experten sind der Meinung, dass die Kaufkraft in Ungarn, gerade ohne Euro, seit 2020 stabil geblieben sei. Hätte Ungarn den Euro, müsste man sich an EU-Vorgaben halten und die Nationalbank könnte nicht so flexibel und rasch handeln. Ein Wirtschaftswachstum von 5 Prozent wäre dann nicht möglich gewesen. Die ungarische Opposition ist für eine Einführung des Euro bis 2027. Orban will das offenlassen und sich nicht festlegen.
Euro wenig sympathisch
Aktuell haben sieben EU-Länder noch ihre nationale Währung: Bulgarien, Tschechien, Dänemark, Ungarn, Polen, Rumänien und Schweden. Alle EU-Staaten sind grundsätzlich verpflichtet, den Euro einzuführen, sobald sie bestimmte Schulden-, Defizit-, Inflations- und andere Kriterien erfüllen. Das wurde erstmals im Vertrag von Maastricht von 1992 festgelegt. Dänemark hat eine Ausnahme erwirkt und muss den Euro nicht einführen. Dasselbe gilt für Großbritannien, das aber nicht mehr in der EU ist. Die Bürger in Schweden haben 2003 in einem Referendum gegen den Beitritt zur Euro-Zone gestimmt, die Verpflichtung beizutreten besteht weiter, einen fixen Zeithorizont gibt es noch nicht.
Zum Autor: Kornelia Kirchweger war Journalistin bei Austria Presse Agentur, Bundespressedienst, BBC, Asahi Shimbun. Fokus: EU, Asien, USA, Afrika. Seit 2016 beim Wochenblick. Rockte die sozialen Medien mit ihrem offenen Brief an Greta Thunberg und machte gegen den UNO-Migrationspakt mobil.