Bild: zVg
Elektroschrott

"Saubere" Mobilität der EU verdreckt Afrika

Von Kornelia Kirchweger
10. Januar 2023
Lesezeit: 3 Min.

Die westlichen Industrienationen sitzen auf Bergen von Elektroschrott. Ausrangierte Batterien von Elektrofahrzeugen werden die Lage noch verschärfen. In der EU muss der Abfall per Gesetz fachgerecht und kostenaufwändig dekontaminiert bzw. gelagert werden. Eine teure Sache für die Kommunen. Kein Wunder, dass nur rund 40 Prozent des E-Schrotts in der Union recycelt werden. Der Rest geht oft über dunkle Kanäle der E-Schrott-Mafia auf afrikanische Müllhalden. Spanische Behörden haben kürzlich eine Bande ausgehoben, die in den letzten zwei Jahren 5.000 Tonnen Schrott illegal nach Afrika verschiffte und damit 1,5 Millionen Euro verdiente.

Unsaubere Öko-Agenda

E-Schrott enthält u.a. Quecksilber, Blei, Cadmium, Arsen und Phosphor. Wegen der hohen Energiepreise wird Recycling noch teurer werden. Geht es nach der EU, soll das Recycling-Volumen in den nächsten zehn Jahren um fast das Doppelte anwachsen. Für die Kommunen bald ein Ding der Unmöglichkeit. Die „Müllmafia“ freut sich. Sie exportiert den hochgiftigen Elektroschrott illegal nach Afrika, vor allem nach Nigeria und Ghana. Mit ihr verbandelt sind Entsorgungsunternehmen, technische Dienste, korrupte Zollbeamte, Politiker hier und dort und all jene, die ihren Müll loswerden wollen. Die Organisierte Kriminalität ist fixer Bestandteil solcher „Verschmutzungsverbrechen“. Ihre Vertreter kommen oft selbst aus dem Abfallgeschäft und kennen sich gut aus. Sie reisen häufig, als Touristen getarnt, in ihre Zielländer, erwerben dort Elektronikschrott und organisieren auch den illegalen Export. Sie klopfen auch bei den Kommunen an die Tür, die zumeist nichts ahnend froh sind, das Gerümpel loszuwerden.

Spanien zerschlägt kriminelle Bande

Im spanischen Gran Canaria wurde kürzlich eine E-Schrott-Bande ausgehoben, die ihre „Ware“ aus legalen Kanälen „abgezweigt“ und mithilfe einer Scheingesellschaft zugehörige Ursprungszeugnisse gefälscht hatte. Der Schrott wurde in den Zollpapieren als „Gebrauchtware“ deklariert.

Er ging vor allem nach Mauretanien, Nigeria, Ghana und Senegal. Die Behörden fanden fünf geheime Einrichtungen zur illegalen Abfallbewirtschaftung, in denen gefährlicher E-Schrott gesammelt und für den Transport nach Afrika aufbereitet wurde. 300 Tonnen Abfall wurden in 14 Containern gefunden. 43 Personen wurden festgenommen. Ihnen werden Umweltverbrechen, Fälschung und die Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation vorgeworfen. 

Müllhölle Ghana

Die westlichen Industrienationen sitzen auf Bergen von Elektroschrott. Ausrangierte Batterien von Elektrofahrzeugen werden die Lage noch verschärfen. In der EU muss der Abfall per Gesetz fachgerecht und kostenaufwändig dekontaminiert bzw. gelagert werden. Eine teure Sache für die Kommunen. Kein Wunder, dass nur rund 40 Prozent des E-Schrotts in der Union recycelt werden.

Der Rest geht oft über dunkle Kanäle der E-Schrott-Mafia auf afrikanische Müllhalden. Spanische Behörden haben kürzlich eine Bande ausgehoben, die in den letzten zwei Jahren 5.000 Tonnen Schrott illegal nach Afrika verschiffte und damit 1,5 Millionen Euro verdiente.

Hilfsprogramme als Verursacher

Ghana wurde als Folge eines Entwicklungsprogrammes in den 2000er Jahren zur Schrotthalde für die Welt. Damals kamen die ersten Container mit gebrauchten Computern ins Land. Unseriöse Händler im Westen witterten das Geschäft ihres Lebens. „Secondhand“ wurde zum Synonym für illegal exportierten Elektronikschrott. 80 Prozent der als „Gebrauchtwaren“ deklarierten Elektronik ist purer Abfall. Das perfide dabei: Die Wertstoffe, die den Menschen auf der Müllhalde gerade einmal das Überleben ermöglichen, gelangen über Zwischenhändler zurück an die Hersteller in Europa, den USA und in Asien. Zusätzlich werden die Ressourcen dieser Länder zur Herstellung von Elektronikbauteilen und Batterien für Elektrofahrzeuge ausgebeutet.   

 

Zum Autor: Kornelia Kirchweger war Journalistin bei Austria Presse Agentur, Bundespressedienst, BBC, Asahi Shimbun. Fokus: EU, Asien, USA, Afrika. Seit 2016 beim Wochenblick. Rockte die sozialen Medien mit ihrem offenen Brief an Greta Thunberg und machte gegen den UNO-Migrationspakt mobil.

Zum Autor: Kornelia Kirchweger war Journalistin bei „Austria Presse Agentur“, Bundespressedienst, „BBC“, „Asahi Shimbun“. Fokus: EU, Asien, USA, Afrika. Seit 2016 beim „Wochenblick“. Rockte die sozialen Medien mit ihrem offenen Brief an Greta Thunberg und machte gegen den UNO-Migrationspakt mobil.

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