Ein Theater in Kanada bewarb Vorführungen, in denen ausschließlich schwarzes Publikum Zutritt haben sollte. Dieser offene antiweiße Rassismus löste einen Sturm der Empörung aus und landete in internationalen Medien.
Dem Theater wurde Rassentrennung und Diskriminierung vorgeworfen. Die Theaterdirektorin beschwichtigte anfangs. Niemand werde diesbezüglich kontrolliert oder befragt. Der Druck wurde so groß, dass sie ihren Plan aufgeben musste. Die Vorführung ist nun nicht mehr „rassisch geteilt“, sondern an ein allgemeines Publikum gerichtet.
Eintritt nur für Weiße
Man stelle sich die umgekehrte Version, etwa am Burgtheater in Wien, vor. Ein Tag nur für „weißes Publikum“. Über so einen rassistischen Skandal würde die ganze Welt berichten und einen Rücktritt der Theaterdirektion erzwingen. Nicht so beim Nationalen Kunstzentrum in Ottawa. Das hat auf seiner Webseite Eintrittskarten für ein Stück namens „Is God Is“ („Ist Gott Ist“) angeboten. Es wird als dunkle, preisgekrönte Tragik-Komödie über zwei Zwillingsschwestern beschrieben, die im Auftrag der Mutter versuchen, ihren Vater zu ermorden. Vielsagend ist auch die Einschätzung des Theaters, diese Thematik sei relevant für die schwarze Gemeinschaft.
Ethnische Polarisierung
Das Stück läuft vom 9. bis 18. Februar. Der 17. Februar sollte als „Black Out“ stattfinden, also mit Eintrittskarten ausschließlich für Schwarze. „Ein Black Out ist eine offene Einladung an ein Publikum mit schwarzer Identität, Vorführungen von Menschen aus ihrer Gemeinschaft mitzuerleben“, heißt es auf der Website des Kunstzentrums. Die Abende bieten schwarzen Theaterbesuchern einen eigenen Raum, um ein Stück mit dem lebendigen Kaleidoskop zu sehen, das die „Schwarze Erfahrung“ ausmache. Für 5. Mai wurde eine weitere „Black Out“-Veranstaltung angekündigt und noch weitere für die Saison 2023/24.
Direktorin gibt auf
Als die Kritik immer lauter wurde, beschwichtigte Theaterchefin Annabelle Cloutier: „Es gibt keine Theatervorführungen, die nach Rassen getrennt sind.“ Die „Ist Gott Ist“-Vorführung sei zwar ausschließlich jenen und ihren Gästen gewidmet, die sich „als Schwarze identifizieren“. Aber man würde niemanden wegweisen. Es gebe keine Kontrollen für Besucher und niemand werde bezüglich seiner Identität, Rasse oder seines Geschlechtes befragt, sagte sie. Als auch internationale Medien den Skandal aufgriffen, musste sie ihre Pläne aufgeben. Der Apartheid-Modus gegen Weiße wurde auf „allgemeines Publikum“ umgestellt.
Journalist deckte auf
Als einer der Ersten griff Jonathan Kay, Redakteur beim Online-Magazin „Quillette“, den Skandal auf. Seine Twitter-Postings gingen viral. Er teilte die nur an Schwarze gerichtete Einladung des Kunstzentrums samt Screenshots und postete: „Kanadas Kunstzentrum veranstaltet jetzt Vorführungen für getrennte Rassen. Diese hier ist nur für Schwarze.“ Er sei aber sicher, auch andere „Rassen“ werden an die Reihe kommen. Soweit er beurteilen könne, dürfen Angehörige aller Rassen die Trinkbrunnen und Toiletten benutzen, schrieb er sarkastisch und legte noch nach: „Kann meine Judennacht kaum erwarten.“ Ein anderer Nutzer fragte: „Planen Sie eine Show nur für Weiße?“
Sarkasmus auf Twitter
Auch die Wortwahl „Black-Identifying“ (sich „als schwarz identifizieren“) als Umschreibung für „Schwarz“ geriet ins Visier von Twitter-Usern. Wenn Menschen frei wählen können, sich als Mann, Frau, Zwitterwesen oder ohne Geschlecht zu definieren, muss das auch für die persönliche ethnische Zuordnung gelten. „Wenn Weiße sich als Schwarze identifizieren, müssten alle Zutritt zu dieser Theater-Veranstaltung haben“, schrieb ein User. Ein anderer fragte: „Wird auch ein DNA-Test beim Eintritt verlangt? Ich habe Freunde in gemischten Ehen und einige ihrer Enkel schauen nicht genauso aus wie ihre Großeltern. Ist die Veranstaltung für ‚Leute, die schwarz sind‘ oder für Leute, ‚die schwarz aussehen‘. Haben wir das nicht schon einmal erlebt? Furchtbar!“
Weiß und blond ist böse
Im Vorjahr landete ein kanadischer Yoga-Workshop an der Universität von Guelph im November in den Schlagzeilen. In der Beschreibung der Veranstaltung wurde in fetten Buchstaben hervorgehoben: „Diese Veranstaltung ist exklusiv schwarzen Studenten und Angestellten vorbehalten.“ Rassismus gegen Weiße ist mittlerweile „in“. So hat die Kontrollgemeinschaft für eine „saubere Gesellschaft“ nichts gegen die Bezeichnung „Alte weiße Männer“ einzuwenden. „Alte schwarze Männer“ wäre hingegen ein Skandal und würde mit einer Anzeige enden. Auch die „Aneignungskultur“ (Kulturdiebstahl) schlägt immer skurrilere Wellen: In den einschlägigen Kreisen heißt es, Frauen, die sich die Haare blond färben, wollten damit ihre kulturelle Überlegenheit ausdrücken. Färben hingegen Schwarze ihre Haare blond oder glätten es, ist das anders. Denn blondes und glattes Haar sei kein Kulturmerkmal. Weiße Frauen, die ihre Haare im „Cornrow“-Stil flechten, sind hingegen „Kulturdiebe“.