Berlin-Wahlkampf: Hauen und Stechen in der Beutegemeinschaft

Von Martin Müller-Mertens
31. Januar 2023
Lesezeit: 2 Min.

Wem im verregneten Berliner Winter etwas Frost fehlt, dem sei eine Sitzung des Abgeordnetenhauses empfohlen. Ein Blick auf die Regierenden enthüllt, dass Sand im Getriebe der linken Rathaus-Koalition ist. 

Im auf die kriegswirtschaftlich gebotenen 19 Grad gedimmten Plenarsaal wird es schlagartig kälter, sobald die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) und ihre Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) auf der Regierungsbank nebeneinandersitzen. Das zeugt von persönlicher Abneigung – aber auch von Torschlusspanik.

Grüne Parallelgesellschaft

Der Reihe nach: Innerhalb des S-Bahn-Ringes, wo sich die selbstgerechte Mitte voller Verachtung für den Rest der Stadt verbarrikadiert hat, liegen die Nerven blank. Die zugezogene Bionade-Bourgeoisie bildet dort den grünen Hofstaat, der sich die seit 1990 verteilte Friedensdividende in Form von Geldern für NGOs, freie Träger und allerlei sogenannter Projekte aneignet. In den fetten Jahren blieben sogar ausreichend Krumen für das akademische Lumpenproletariat. 

Den Landeshaushalt plünderte man gemeinsam mit der SPD. Doch die erfahrenen Sozialdemokraten vergaßen nie, den öffentlichen Dienst halbwegs bei Laune zu halten – jene stillen Diener, die noch in der Stadt sind, wenn es die woken Weltbürger zu neuen Fleischtöpfen zieht. Bleibt die Linke, die gerade mit bemühter Abgrenzung von sich selbst dem erfolglosen Teil des grünen Prekariats Hoffnung auf etwas Umverteilung in die eigenen Taschen spendet.

Die fetten Jahre sind vorbei

Die Aggressivität, mit der Grüne und SPD nun übereinander herfallen, zeugt von instinktiver Verunsicherung in der selbstgerechten Mitte. Die Bionade-Bourgeoisie spürt: Die 90er Jahre sind vorbei und statt Lastenfahrräder zählen wieder Panzerkolonnen. Doch wenn es um Realpolitik geht – also aggressive Interessenvertretung der globalistischen Eliten durch deren Handlanger mit wirklicher Verwaltungsbefugnis –, wird der Narrensaum der „Projekte“ und zivilgesellschaftlichen Versorgungswerke zu teuer. 

So bliebe dem grünen Kern der Beutegemeinschaft nur eine Lösung: die Kostgänger in den eigenen Reihen dem Bürgergeld überantworten, um selbst zu überleben – aber das verspielt die Überlegenheit in den englischsprachigen Straßencafés und Biomärkten der Innenstadtbezirke. Die Rettung wäre die Finanzierung der eigenen Mätzchen im Rahmen des öffentlichen Dienstes, den die Grünen seit einiger Zeit der SPD streitig machen.

Kampf um die Kassen

So hat in den Ponyhof-Kulissen das letzte Gefecht um die Pfründe begonnen. Absurditäten wie eine Fußgängerzone in der Friedrichstraße sollen die eigenen Reihen dafür ideologisch schließen. Im Übrigen haben die Grünen ihre Wahlkämpfer angewiesen, auf Fragen von Bürgern mit „Das weiß ich nicht, aber Klima ist mir wichtig“ zu antworten, wie eine Lokalzeitung herausfand. Die Botschaft lautet: Bloß nicht ablenken lassen durch die wirklichen Probleme! 

Die zur Schau gestellte Feindschaft zwischen Giffey und Jarasch ist keine schnöde Stutenbissigkeit. Der Fischteich ist zu leer für beider Klientel. Nur der Einzug ins Rote Rathaus sichert jenen Zugriff auf die Stadt, um auch künftig abzukassieren. Dann, wenn es wirklich kalt wird in Berlin.

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