Die sächsische Regierungskoalition aus CDU, Grünen und SPD bleibt stur: Trotz anhaltender Bürgerproteste will sie die Erstaufnahme-Kapazitäten aufstocken. Betroffen sind davon neben Dresden, Chemnitz und Leipzig nun auch zunehmend ländliche Gemeinden. Dazu gehören beispielsweise das im Landkreis Leipzig gelegene Böhlen, das mittelsächsische Kriebethal oder das nordsächsische Strelln.
„Die Bürger sind wütend und fürchten zu Recht nicht nur um ihre Sicherheit, sondern sogar um ihr Leben“, erklärt die direkt gewählte nordsächsische AfD-Landtagsabgeordnete Gudrun Petzold gegenüber AUF1.info.
Strelln: 96 Asylanten bei rund 400 Einwohnern
Sie lebt selbst in dem gerade einmal rund 400 Einwohner zählenden Dorf Strelln, das zur Gemeinde Mockrehna gehört. Hier sollen 96 Plätze für Asylanten geschaffen werden – inmitten eines abseits im Wald gelegenen, ehemaligen Munitionsdepots der Bundeswehr. Der parteilose Bürgermeister Peter Klepel weist die Verantwortung von sich, da das Gelände dem Bund gehört. Besonders brisant: An der geplanten Asylunterkunft führt ein von den Kindern gern genutzter Weg zur örtlichen Grundschule vorbei!
„Die massiven und erschütternden deutschlandweiten Nachrichten der vergangenen Zeit, zum Verhalten der Asylbewerber in unserer Heimat, wecken starke Bedenken hinsichtlich der Sicherheit der Grundschüler von Strelln“, erklärt Frau Petzold eindringlich und voller Sorge. „Als betroffene Einwohnerin von Strelln fühle ich mich natürlich unmittelbar den Nöten und großen Sorgen der Bürger verbunden.“
Gudrun Petzold (AfD): Offener Brief an Bundeskanzler
Die 70-Jährige hat einen leidenschaftlichen Offenen Brief an Bundeskanzler Scholz verfasst, in dem sie den Sozialdemokraten eindringlich um ein Intervenieren gegen die geplante Asyl-Unterkunft bittet. Auch den sächsischen Ministerpräsidenten und den nordsächsischen Landrat hat sie mit der Bitte um Verhinderung der Unterkunft kontaktiert. Bisher blieben die Schreiben unbeantwortet.
Die Ängste und die Aufregung der Bürger von Strelln ist nach wie vor groß: Zur Einwohnerversammlung am vergangenen Dienstag waren rund drei Viertel des Dorfes anwesend! Vor der Tür demonstrierten zudem noch einmal circa 300 Personen unter Leitung der „Freien Sachsen“. Viele von ihnen hatten aus umliegenden Gemeinden den Weg in das idyllische Strelln gefunden. Sowohl im als auch außerhalb des Veranstaltungssaals prallte die gesammelte Wut mutiger Sachsen auf die politischen Verantwortungsträger. „Wir wollen keine Asylantenheime“, skandierten die Demonstranten.
Die linksradikale Zeitung „taz“ zählt die Kundgebung in Strelln dagegen zu „rassistischen Proteste(n) gegen Geflüchtetenunterkünfte“. Frau Petzold nennt dies indes „ehrlosen ‚Haltungsjournalismus‘“. „Ihre derartige Berichterstattung verdient es nicht, als ‚journalistisch‘ bezeichnet zu werden“, schrieb sie der „taz“-Chefredaktion.
250 Unterschriften gegen Asyl-Unterkunft
Dass es zu einer solchen, medial große Aufmerksamkeit erfahrenden Einwohnerversammlung gekommen ist, war dem Engagement einer örtlichen Bürgerinitiative zu verdanken. Auf einer gemeinsamen Unterschriftenliste gegen die Asyl-Unterkunft hatten circa 250 Strellner unterschrieben.
Eilends wurde daraufhin die Einwohnerversammlung durch die Gemeinde organisiert. Bei vielen Bürgern entstand jedoch der Eindruck, die Unterbringung der Asylanten sollte klammheimlich über ihren Kopf hinweg organisiert werden. Doch so weit wollen es viele Strellner Bürger nun nicht kommen lassen!
Auch in anderen sächsischen Gemeinden regt sich indes Protest: In Laußig, das ebenfalls in Nordsachsen gelegen ist, haben am 19. Januar circa 300 Demonstranten gegen die Errichtung einer Asyl-Unterkunft in einer Grundschule protestiert. Ihnen gelang es, den parteilosen Bürgermeister Lothar Schneider zur Rede zu stellen! Im ländlich geprägten Dresdner Stadtteil Sporbitz demonstrieren regelmäßig am Mittwoch zahlreiche Einheimische gegen den Neubau einer Unterkunft für bis zu 52 Asylanten. Und im mittelsächsischen Kriebethal organisieren AfD und „Freie Sachsen“ jeweils Demonstrationen, die ebenfalls auf Zustimmung bei vielen Einheimischen stoßen. Oftmals fühlen sich die Demonstranten an das Asyl-Chaos von 2015 erinnert.
Größeres Ausmaß als 2015
Vergleiche mit dem damaligen, katastrophalen Kontrollverlust-Jahr sind mehr als angebracht: Sachsen hat 2022 sogar mit ukrainischen Flüchtlingen und außereuropäischen Illegalen mehr Menschen aufgenommen als 2015. Dabei handelte es sich um insgesamt mehr als 77.000 aufgenommene Personen. Die fünftgrößte sächsische Stadt Plauen hat weniger Einwohner.
14.654 Ausländer waren im Freistaat Ende 2022 zugleich zur Ausreise verpflichtet. 12.024 von ihnen erhielten jedoch eine Duldung! Die vom sächsischen CDU-Innenminister Armin Schuster vollmundig angekündigten Grenzkontrollen blieben sehr lückenhaft.