Ampel-Pfusch: Wer früh Gas gespart hat, wird jetzt bestraft

Von Daniel Matissek
25. Januar 2023
Lesezeit: 2 Min.

Wie fast alles, was die Berliner Ampel anpackt, droht sich nun auch die Gaspreisbremse zu einem kolossalen Flop zu entwickeln – weil Fehlsteuerungen und kontraproduktive Nebeneffekte der Maßnahme offenbar nicht bedacht wurden: Es werden nämlich genau die belohnt, die die ganze Zeit viel Gas verbraucht haben und erst spät mit dem „Energiesparen“ angefangen haben. Wer hingegen frühzeitig brav die pausenlosen Energiespartipps der Regierung befolgt hat, ist jetzt der Dumme.

Der Grund dieser – für sozialistischen Pfusch und planwirtschaftliche Lenkungsmaßnahmen ganz typischen – Effekte ist ein Konstruktionsfehler des Regierungsdeckels: Vom Staat wird nämlich nur der Preis für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs bei Privathaushalten sowie kleinen und mittleren Unternehmen auf zwölf Cent pro Kilowattstunde gedeckelt – während bei den restlichen 20 Prozent der volle Preis des jeweiligen Anbieters fällig wird. Welche Menge genau bezuschusst wird, hängt wiederum von der sogenannten Jahres-Verbrauchsprognose ab, die Versorger auf der Basis von September 2022 erstellt haben.

Quittung für hysterische Sparappelle

Wer auf Grundlage dieser Werte fortan mehr als 20 Prozent einspart, bekommt auch noch den hohen Vertragspreis des Anbieters für jede weniger verbrauchte Kilowattstunde erstattet. Dies bedeutet jedoch, dass diejenigen, die den hysterischen Sparappellen der Regierung von Anfang an eifrig gefolgt waren und schon lange vor dem September so wenig Energie wie möglich verbraucht haben, nun weitaus weniger Kilowattstunden zum „gedeckelten” Preis erhalten, als wenn sie mit ihren Einsparungen erst im September begonnen hätten.

Thomas Engelke, Leiter Energie und Bauen beim Verbraucherzentrale Bundesverband, stellt denn auch bass erstaunt fest, dass die Gaspreisbremse „nicht gerecht“ sei, weil bisherige „Vielverbraucher“ bevorteilt würden. Seine Forderung besteht in noch mehr Staatshilfen – nämlich in der kompletten Deckelung der Kosten für Gas- und Fernwärme „bei niedrigen Bedarfen”, was immer darunter zu verstehen ist – auch wenn dies dann eher zu noch sorgloserem Mehrverbrauch führen dürfte.

Angeschmierte Gas-Sparer

Auch die Linkspartei sieht all die, die versucht haben, sich durch Verbrauchsminderung und aktives Gassparen den Vorgaben der grünen Energierationierer bestmöglich zu fügen, als Angeschmierte. „Wer letztes Jahr Habecks Sparappelle umgesetzt hat, ist der Dumme“, kritisiert der Linken-Fraktionsvorsitzende Dietmar Bartsch. Dagegen habe „der Villenbesitzer, der die Sauna im Keller und null gespart hat, einen satten Vorteil.“ Was hier in den üblichen Klassenkampf verpackt wird, trifft den Nagel gleichwohl auf den Kopf.

Robert Habecks Wirtschaftsministerium redet sich damit heraus, dass eine Bedarfsberechnung auf Grundlage des Durchschnittsverbrauchs mehrerer Jahre oder ein „Koeffizient”, der sich an der Strenge des Winters orientiere, „zu aufwendig und daher kontraproduktiv“ seien. „Dies würde eine zeitnahe Umsetzung der Entlastung möglicherweise gefährden“, erklärte eine Sprecherin.

Betrug oder Ahnungslosigkeit?

Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) ließ verlauten: „Wenn es schnell gehen soll, muss es einfach gehen“ und der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDE) ließ ausrichten, dass „pauschale Lösungen“ gerade der einzig gangbare Weg seien.

Das alles kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass diejenigen, die übereifrig und in gut deutschem Regierungsgehorsam Energie gespart haben, nun von derselben Regierung durch massive Nachteile dafür bestraft werden. Selbst dort, wo sie die Bevölkerung entlasten will, schafft sie es noch, sie zu belasten – was entweder auf vorsätzlichen Betrug oder auf Ahnungslosigkeit und Dilettantismus derjenigen zurückzuführen ist, die hemmungslose Markteingriffe als Allheilmittel preisen.

Zum Autor: Daniel Matissek ist Journalist mit pfälzischen Wurzeln, arbeitet neben für AUF1 auch für diverse deutschsprachige freie Medien (unter anderem „Journalistenwatch.com“). Gründungsherausgeber des Blogs „Ansage.org“. Schwerpunktthemen: Migrationspolitik, politischer Extremismus, Demokratie und Medienlandschaft. Freund differenzierter Zwischentöne, aber gerne auch leidenschaftlicher Polemiker. Devise: „Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos; es könnte aber auch umgekehrt sein.“

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