Der Mannheimer Historiker Dr. Stefan Scheil ist Autor von über 30 Büchern. Sein Forschungs-Schwerpunkt sind die beiden Weltkriege. Im AUF1-Interview nahm er zu den absurden polnischen Wiedergutmachungs-Forderungen Stellung. Diese betragen 1,3 Billion Euro. Dies ist eine 13-stellige Zahl!
Scheil betont, man habe angesichts der utopischen polnischen Forderungen den Eindruck, das Land habe 1945 „irgendwie zu wenig bekommen“. Er bezog sich damit auf den Umstand, dass aufgrund des Potsdamer Abkommens der vier alliierten Siegermächte das neuerstandene Polen große Teile Ostdeutschlands erhalten hatte: nämlich fast ganz Schlesien, Ostbrandenburg sowie das südliche Ostpreußen. Darüber hinaus wurde die dortige deutsche Bevölkerung vertrieben, sodass Polen deren Eigentum übernahm.
Berlin buhlte bis 1939 um Warschau
Der Mannheimer Historiker wies auch auf die Verträge zu Beginn der 1990er Jahre hin, in denen faktisch Wiedergutmachungs-Zahlungen ausgeschlossen wurden. Wer heutzutage derart immense Gelder verlange, vergifte das politische Klima. Scheil rückte auch das in der veröffentlichten Meinung dargestellte Geschichtsbild zurecht. Wenn man vom angeblich friedliebenden Polen des Jahres 1939 ausgehe, das einen „Überfall aus heiterem Himmel quasi“ erlebt habe, so sei dies falsch.
In Warschau wie in Berlin hätten autoritäre Regime geherrscht. Und das Deutsche Reich habe bis 1939 beabsichtigt, Polen neben Italien als Verbündeten zu gewinnen. Dabei sei man in Berlin sogar wie bei Italien, demgegenüber man auf Südtirol verzichtet habe, in Bezug auf Polen zur Überlassung Westpreußens bereit gewesen – wenn man Danzig erhalten hätte. Die Krise im Sommer 1939 habe auch Warschau mitzuverantworten, weil es mobil gemacht habe und „auf offenen Kriegskurs“ gegangen sei.
Polens Bündnis mit England und Frankreich
Laut Scheil habe Polens Bündnis mit England und Frankreich die Konfrontation mit Berlin zementiert. Diese europäischen Westmächte hätten nach Kriegsende dann dafür gesorgt, dass Polen auf Kosten Deutschlands massiv entschädigt wurde. Und dass es unter den bis zu 10 Millionen ostdeutschen Vertriebenen auch hunderttausende Tote gegeben habe, sei von England und Frankreich durchaus beabsichtigt gewesen. Wörtlich sagte Scheil: „Neuere Forschungen haben auch gezeigt, dass die vielen Toten, die es dabei gegeben hat auf deutscher Seite, dass die auch durchaus gewollt waren.“ Denn damit seien weniger Heimatlose in Westdeutschland unterzubringen gewesen.
„Legende von der Befreiung“
Der deutsche Historiker erklärte ferner, dass kaum jemand nach Kriegsende die Besetzung Deutschlands als Befreiung gewertet habe. Es sei nicht einmal das westalliierte Ansinnen gewesen, die Deutschen zu befreien. Im Sprachgebrauch hieß es nämlich, Deutschland werde als Feindstaat besetzt. Scheil sagte auch, dass es unstatthaft sei, die Deutschen kollektiv für begangenes Unrecht verantwortlich zu machen und ihnen gegenüber begangene Verbrechen zu rechtfertigen – auch wenn die Regierung eine autoritäre war! Der Mannheimer Historiker wandte sich auch gegen Befreiungsfloskeln und ein festgefahrenes Geschichtsbild, das den vielen Facetten der Geschehnisse der damaligen Zeit nicht gerecht werde.
Hier das ganze Interview von Isabelle Janotka mit Dr. Stefan Scheil: