Der Wechsel beim Robert-Koch-Institut (RKI) ist ein Paukenschlag: Am 1. April räumt Corona-Einpeitscher Lothar Wieler seinen Posten als RKI-Präsident. Offiziell „auf eigenen Wunsch“. Interims-Nachfolger wird Lars Schaade. Eine brisante Personalie, denn der neue Boss agierte bislang als Biowaffenspezialist eher diskret im Hintergrund. Ist die Nachfolge Hinweis auf die nächste Virenhysterie, nun begründet mit Bioterrorismus?
Offiziell bezieht Schaade das Chefbüro in der kameraüberwachten RKI-Zentrale am Nordufer im Berliner Bezirk Wedding nur vorübergehend, weil er Wielers Stellvertreter ist. Doch erste Stimmen im politischen Berlin deuten auf einen längeren Verbleib im Amt.
Bioterrorkommando schon längst im Einsatz?
Schaade, geboren 1966, leitet seit 13 Jahren das "Zentrum für Biologische Gefahren und Spezielle Pathogene" (ZBS) – also die Spezialabteilung für Bioterror. Dessen Aufgaben sind nach eigener Darstellung „nicht ausschließlich auf die Erkennung, Bewertung und Bewältigung möglicher bioterroristischer Anschläge beschränkt“, das ZBS soll seine „erworbenen und zu entwickelnden Fähigkeiten“ auch anwenden. Dafür steht unter anderem die "Einsatzgruppe für Biologische Gefahrenlagen" bereit. Von der geheimnisvollen Sondertruppe existiert nur ein einziges verpixeltes Foto. Sie soll jedoch bereits „bei diversen Einsätzen, z.B. bei bioterroristischen Ereignissen“, aktiv gewesen sein.
Wuhan-Labor im Wedding
Besonders brisant: Unter Schaades Leitung entstand bis 2018 im Berliner Stadtteil Wedding eines der weltweit seltenen Hochsicherheitslabore vom Typ BSL-4. Den gleichen Status hat etwa das Virenlabor im chinesischen Wuhan, dem möglichen Entstehungsort von Covid-19. In Berlin-Wedding eröffnete die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel 2015 das Gebäude – ihr Redemanuskript ist beim Bundespresseamt nicht mehr abrufbar.
Hat sich Lauterbach jetzt verplappert?
Spekulationen über eine Neuausrichtung des RKI auf Biowaffen heizte nun auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach an. Ohne erkennbaren Grund veröffentlichte er am 10. Januar auf seinem privaten Twitter-Kanal ein Selfie mit einer ominösen „Sondereinheit“ des RKI für Bioterrorismus. Dabei könnte es sich um die ZBS-Einsatzgruppe handeln. Aufhorchen lässt die Bildunterschrift des umstrittenen Ministers: „Der Ausbau des Teams läuft ebenfalls schon länger. Das zahlt sich jetzt aus.“ Das Gesundheitsministerium teilte den Tweet, ließ ihn aber unkommentiert. Das RKI schweigt komplett.
Glück für Lauterbach: Die Brisanz des Fotos wurde von den meisten Twitter-Followern noch nicht richtig erkannt. Deshalb gab es eher hämische Kommentare wie „Statt GSG 9 nun KSK 8. Karls Seuchenschutz-Kontrolleinheit“. Damals war der Wechsel Schaades an die RKI-Spitze aber auch noch nicht durchgesickert.
Codewort "Apollon"
In der Öffentlichkeit ist das ZBS praktisch unbekannt. Im September 2022 war die Terrorabteilung dann plötzlich Teil der Bioanschlags-Simulation „Apollon“ (benannt nach Apoll, dem griechischen Gott der sittlichen Reinigung) auf dem Gelände der Polizeikaserne in Berlin-Spandau. Die Übung mit 1.000 Beamten sollte offenbar internationale Partner überzeugen. Vor Ort waren 100 Beobachter, darunter auch einige von der US-Bundespolizei FBI und der israelischen Botschaft.