Obwohl die Radfahrer in Zürich – verglichen mit der Situation anderen Schweizer Städten – nur eine untergeordnete Rolle spielen, fordert die gründurchwirkte Velo-Lobby - so der klingende Schweizer Ausdruck für die Fahrrad-Lobby -, wenigstens zwölf autofreie Tage pro Jahr in ihrer Stadt. Dagegen läuft das bürgerliche Lager Sturm.
Damit scheint ein veritabler Streit programmiert zu sein. Während in Wien die Grünen auf der Straße kleben, behindern die Zürcher Stadtgrünen jeweils am letzten Freitag eines Monats demonstrativ und unangemeldet den Verkehr. Sie bezeichnen dies als spontanes Verkehrsaufkommen und holen deshalb auch keine Genehmigung für Protestaktion ein.
Grüne Velo-Lobby für autofreies Zürich
Der grüne Gemeindeart Matthias Probst und seine Gesinnungsgenossen möchten die Autos am Liebsten ganzjährig aus der Stadt verbannen. Sie begnügen sich vorläufig aber mit der Forderung von zwölf autofreien Tagen, um „die Utopie einer Stadt ohne Autos erlebbar“ werden zu lassen. Eine vor kurzem an die Stadt überreichte Petition der Velolobby mit 4600 Befürwortern soll dieser Forderung Nachdruck verleihen.
Die Velo-Lobby setzt sich auf allen Ebenen für die Interessen der Velo-Fahrenden ein. Velo ist die Schweizer Bezeichnung für das Fahrrad. Es ist die Kurzform des französischen Ausdrucks „vélocipède“. Der aus dem Lateinischen stammende Ausdruck bedeutet übersetzt „schneller (velocis) Fuß (pedis)“.
Eine Minderheit will der Mehrheit Vorschriften machen
Wie dieses Vorhaben der Velo-Lobbyisten allerdings konkret umgesetzt werden könnte, weiß freilich niemand. Das bürgerliche Lager ist jedenfalls aufgeschreckt und der Verkehrspolitiker Stephan Iten (SVP) spricht „von einer Minderheit, die wieder einmal den Menschen vorschreiben will, was sie zu tun und zu lassen habe, was gut und schlecht ist“, wie er in der „Neuen Zürcher Zeitung“ vom 30. November erklärte.
Obwohl die Stadt Zürich derzeit ein Radwegenetz von 100 Kilometern Länge baut, hält Probst an seiner Utopie von einer „Stadt ohne täglichem Autochaos“ fest. Dabei sind die meisten Züricher ohnehin leidenschaftliche Nutzer des gut ausgebauten und funktionierenden öffentlichen Verkehrssystems.
Vorhaben würde für noch stärkeres Verkehrschaos sorgen
Der Rest der autofahrenden Bevölkerung sei mit ihren Fahrzeugen meistens auch gar nicht freiwillig unterwegs, gibt Stephan Iten zu bedenken und verweist auf das Gewerbe, auf die Schichtarbeiter und auf gehbehinderte Menschen.
Setzen sich die Grünen mit ihrer Forderung der zwölf autofreien Tage im Jahr durch, müsste man für diese Personengruppen nach Lösungen suchen, die den öffentlichen Verkehr dann noch stärker überlasten werden, wie der Verkehrspolitiker befürchtet. Die Grünen würden dann zusätzlich für ein noch stärkeres Verkehrschaos in Zürich sorgen.