Jüngst sprach der ungarische Regierungschef Viktor Orbán unbequeme Wahrheiten aus: zum Ukraine-Krieg und einer diesbezüglich möglichen Eskalation, zur ungebremsten Kriegseuphorie im Westen und zum „Wertekampf“ zwischen Budapest und Brüssel. Dabei kamen Sachverhalte zur Sprache, die Politiker und Mainstream-Medien hierzulande verschweigen oder vertuschen.
Erst vor Kurzem empfing der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán die ausländische Presse. Grund dafür war eine private Konferenz in dem als „Elitenschmiede“ geltenden „Mathias Corvinus Collegium“, das im Übrigen eng mit der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung zusammenarbeitet.
Ukraine ein „unregierbares Wrack“
Dabei erklärte Orbán, dass der russische Präsident Wladimir Putin es sich nicht „leisten“ könne, den Ukraine-Krieg zu verlieren. Und das aus zwei Gründen: zum einen, weil er die nächstes Jahr anstehenden Wahlen gewinnen wolle. Und zum anderen, weil er die NATO-Präsenz im Nachbarland Ukraine niemals akzeptieren würde.
Allerdings sei es Putin nicht möglich, die Ukraine zu besetzen und dort eine Marionetten-Regierung zu installieren. Vielmehr würde er sie in ein „unregierbares Wrack“ verwandeln. Denn die Ukraine sei, ähnlich wie Afghanistan, ein „Niemandsland“.
Unbequeme Wahrheiten für den Westen
Weiter bekundete Orbán, Russland könne jederzeit mehr Soldaten rekrutieren, während der Ukraine das Militärpersonal ausgehe. Sollte tatsächlich eine russische Offensive im Frühjahr 2023 erfolgen, müsse die NATO entscheiden, ob sie eigene Soldaten in den Ukraine-Krieg schicken wolle. Während die USA das bislang ablehne, würden hingegen in Europa solche Überlegungen durchaus erwogen. Doch dann würde der Krieg nicht nur weiter eskalieren, sondern die betroffenen Länder auch zerstört werden.
Kurzum, so Orbán: „Der Westen ist in sehr großen Schwierigkeiten.“ Und: „Wir befinden uns im Krieg mit Russland. Das ist die Realität. Tag für Tag engagieren wir uns mehr und mehr.“ Der ungarische Ministerpräsident machte zudem klar, dass Kiew zwar einige Erfolge auf dem Schlachtfeld erzielt hätte, aber trotz westlicher Hilfe auf längere Sicht nicht gegen Russland gewinnen könne.
Weitere Eskalation im Ukraine-Krieg?
Viktor Orbán mahnte, dass der Westen sich im Unklaren sei, was gerade passiere und was in naher Zukunft passieren könnte. Denn schon jetzt bestehe die Gefahr, dass in der Ukraine NATO-Soldaten mit russischen Kämpfern konfrontiert werden könnten.
Deshalb schloss er nicht aus, dass Putin auf dem Schlachtfeld taktische Atomwaffen einsetzen könnte. Und zwar dann, wenn die ukrainische Armee etwa international anerkannte Grenzen überschreite und in russisches Territorium eindringe. Zu Atombombenabwürfen beispielsweise auf Berlin oder Warschau würde es Orbáns Einschätzung nach jedoch nicht kommen.
Ungarns Politik für eigenes Volk
Unmissverständlich machte Viktor Orbán klar, dass er diesen Krieg nicht will. Er bedauerte, dass er sich als einziger Führer der 27 EU-Mitgliedsländer dagegen ausgesprochen hatte. Das sei „sehr frustrierend“.
Die anderen Regierungschefs hingegen würden nicht im Interesse des eigenen Landes handeln, sondern den Konflikt moralisch bewerten und dabei immer wieder betonen, auf der „richtige Seite der Geschichte“ zu stehen. Tatsächlich jedoch würde diese Erzählung von Washington und den liberalen Medien stammen. Er selbst allerdings vertrete die Interessen Ungarns und damit die des ungarischen Volkes.
„Ideologische Differenzen“ zwischen Brüssel und Budapest
Zum Dauerkonflikt zwischen Ungarn und der EU äußerte der Ministerpräsident, dass Budapest und Brüssel „sehr unterschiedliche Ideologien“ vertreten würden. Und zwar betreffend des „Menschseins selbst“ sowie hinsichtlich des Funktionierens der Gesellschaft. Darauf seien sämtliche Meinungsverschiedenheiten betreffend Migration oder Geschlechterfragen zurückzuführen.
Alles „Schlechte“ kommt aus Brüssel
Außerdem brach Orbán mit einem Tabu, als er klipp und klar sagte: „In den letzten 30 Jahren kamen alle schlechten Dinge in der europäischen Geschichte aus Brüssel.“ Deshalb würde Ungarn wegen seiner Erfolge beneidet und dämonisiert. Er meinte jedoch auch, dass es trotz der „schmerzhaften“ Kritik Ungarns nationales Interesse sei, Teil der EU zu bleiben. Denn davon hänge auch das wirtschaftliche Wohlergehen des Landes ab. Damit gab Orbán eigentlich unumwunden zu, dass es ihn nur noch wegen des Kapitalflusses aus den EU-Töpfen in der Europäischen Union halte.
Kampf gegen die Gender-Agenda!
Indes jedoch, so der ungarische Regierungschef weiter, müsse die „Gender-Ideologie“ politisch besiegt werden, damit die Gesellschaft sich wieder „schnell erholen“ könne. Denn: „Die soziale Struktur, die in den letzten dreißig Jahren aufgebaut wurde, ist völlig gegen die menschliche Natur.“ Und: „Ich bin mir sicher, dass sie zusammenbrechen wird, und ich hoffe nur, dass es nicht zu einem Armageddon wird.“ Bei der privaten Konferenz vor dem „Mathias Corvinus Collegium“ in Budapest sprach Viktor Orbán in der Tat unbequeme Wahrheiten an, die hiesige Politiker und Mainstream-Medien wohlweislich lieber verschweigen.