Die Rollen im Ukraine-Krieg waren von Anfang an klar verteilt: Gute Amerikaner, böse Russen und die Ukrainer als das Opfer, deren Land verwüstet wird. Bezahlen werden diesen Krieg allerdings die Europäer müssen – und das gleich in doppelter Hinsicht: Sie werden dauerhaft auf den Status eines US-Vasallen hinabsinken, wirtschaftlich ausbluten und wahrscheinlich immer tiefer in diesen Stellvertreterkrieg hineingezogen werden. Bis hin zu einer möglichen militärischen Ausweitung des Krieges. Dabei sind die Folgen für Europa jetzt schon immens...
In einem bemerkenswerten Interview mit der Tageszeitung „Kurier“ vom Sonntag hat sich der österreichische Ökonom und Chef des regierungsnahen Wirtschaftsforschungsinstituts, Gabriel Felbermayr, zu den wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs geäußert. Dem Interview angefügt sind Zahlen des „Kiel Institut für Weltwirtschaft“, – kurz IfW –, das die Hilfsleistungen der einzelnen Staaten gegenüber der Ukraine im Einzelnen aufschlüsselt. Insgesamt beziffert das Institut diese bisher mit knapp 113 Milliarden Euro.
Europäer blechen doppelt so viel wie die Amerikaner
Wobei heraussticht, dass die EU die Ukraine vorrangig finanziell, und zwar doppelt so großzügig wie die USA unterstützt, die Amerikaner hingegen mehr als die Hälfte aller militärischen Hilfe liefert. Humanitäre Hilfe spielt hierbei im Übrigen mit nicht einmal 15 Prozent am Gesamtvolumen nur eine untergeordnete Rolle. Nicht darin eingerechnet ist allerdings die Unterstützung von ukrainischen Migranten in den einzelnen Ländern. Endgültig festmachen lassen sich die Zahlen zwar nicht, so handelt es sich dabei nur um gemachte Zusagen, doch selbst, wenn diese geringer als angenommen ausfallen sollten, stellt sich immer noch die Frage, wer dafür finanziell aufzukommen hat. Felbermayr spricht hierzu Klartext.
Felbermayr: Ukraine ist „de facto pleite“
Die Ukraine, so der Wirtschaftsexperte, sei „de facto pleite“. Die Finanzhilfen, bei denen auch Österreich „massiv involviert“ sei, stellten somit einen Mix aus Darlehen und Geschenk dar. Wenn nämlich Russland nicht wie erhofft finanziell für die Kriegsfolgen haftbar gemacht werden könne, blieben die Europäer sehr wahrscheinlich auf den Kosten sitzen. Viele der Kredite müssten dann entweder „auf sehr lange Zeit gestreckt oder ganz abgeschrieben“ werden. Zu Deutsch: Der Steuerzahler wird letztendlich bluten – und zwar gewaltig. Im Gegensatz zur Rüstungsindustrie sei Krieg für alle anderen eben ein verdammt schlechtes Geschäft, so der Ökonom. Aus humanitärer als auch wirtschaftlicher Sicht.
US-Rüstungsindustrie floriert, Europa verarmt
So erlebten wir derzeit eine massive Wohlstandsverschiebung von Europa in Richtung USA. Schuld daran seien u.a. die Abhängigkeit Europas von russischen Energielieferungen sowie das Kaputtsparen seiner Rüstungsindustrie. Probleme, die die USA nicht haben. Dafür, dass Amerika seine angeblichen europäischen Verbündeten nun finanziell für die Ukraine bluten lässt, zeigt der systemkonforme Ökonom Felbermayr Verständnis: „Sollen die Amis ihr Material herschenken, das verlangen wir ja von unseren eigenen Firmen auch nicht.“ Und auch amerikanisches Fracking-Gas werde man nicht zum Freundschaftspreis bekommen. Womit Felbermayr indirekt einräumt, dass die Europäer eben Vasallen oder Tributpflichtige, aber definitiv keine Freunde oder gar „Partner“ der Amerikaner sind...