In Deutschland können sich Schnelltest-Freaks nun ihre eigenen „Warnungen“ in der Corona-Warn-App auslösen. Karl Lauterbachs Gesundheitsministerium erhofft sich davon anscheinend eine Belebung des Infektionsgeschehens, um das Regierungsmantra „Die Pandemie ist noch nicht vorbei” aufrechtzuerhalten.
Die abnorm überteuerte Corona-Warn-App (Kostenpunkt für den Steuerzahler bis heute: rund 200 Millionen Euro), die kein körperlich und vor allem geistig gesunder Mensch mehr nutzt, wurde dafür entsprechend „aufgemotzt“. Die Tatsache, dass das Corona-Thema zwar fast überall erledigt ist und eine – wenn auch noch allzu zaghaft-vorsichtige und zögerliche – Benennung der katastrophalen Folgen der völlig maßlosen Freiheitsbeschränkungen im Gange ist, spielt dabei anscheinend keine Rolle.
Kein Anruf bei Hotline mehr nötig
Hin und wieder melden sich die alten Dämonen dann eben doch noch zu Wort, um wenigstens etwas von der kaum überwundenen Hysterie am Leben zu halten. Die vom Berliner Bundesgesundheitsministerium präsentierte Neuversion der Corona-Warnapp (CWA) soll es jedenfalls ermöglichen, die Ergebnisse von selbst vorgenommenen Schnelltests auch ohne offizielle Bestätigung in der App zu erfassen. Ein Anruf bei der „Verifikations-Hotline”, die zum 31. Januar eingestellt wird, ist damit nicht mehr nötig.
Im Klartext bedeutet dies, dass die Nutzer, wenn sie sich selbst positiv auf Corona getestet haben, selbst eine Warnmeldung der App auslösen, ohne wie bisher eine Transaktionsnummer bei der Verifizierungs-Hotline anfordern zu müssen. Dies gilt sowohl für Ergebnisse offizieller PCR-Tests in Testzentren als auch für PCR-Schnelltests und eben Tests, die man selbst durchführt. Ursprünglich sollte dies beliebig oft möglich sein; doch ministeriumsintern setzten sich zumindest noch halbwegs restbesonnene Beamte anscheinend durch und sorgten dafür, dass Corona-Hysteriker, die sich ständig selbst testen, die Funktion nicht missbrauchen können. So gibt es nun die Einschränkung, dass positive Selbsttests nur einmal alle drei Monate eingetragen werden können.
Völlig aus der Zeit gefallen
Die Warn-App war im Sommer 2020, auf dem ersten Höhepunkt der Corona-Panik, eingeführt worden. Wie oft sie heute überhaupt noch genutzt wird, ist unbekannt. Personen, die sich längere Zeit in einem Abstand von zwei Metern oder weniger befunden haben, registriert sie als Risikokontakte. Die Verträge für die Betreiber wurden bis Ende Mai 2023 verlängert. Dies schlägt mit weiteren 23 Millionen Euro Steuergeld zu Buche – und das, obwohl die App völlig anachronistisch geworden und aus der Zeit gefallen ist.
Dabei war die App von Anfang an und bis ins letzte Jahr permanent und immer wieder durch zahlreiche Fehlfunktionen und Unzuverlässigkeiten aufgefallen. Vielleicht sabotiert eine ähnliche Fehlerhäufung auch in der neuen Version ja die Möglichkeit, sich seine eigenen Inzidenzen und Alarmszenarien herbei- und zusammenzumelden.
Zum Autor: Daniel Matissek ist Journalist mit pfälzischen Wurzeln, arbeitet neben AUF1 auch für diverse deutschsprachige freie Medien. Gründungsherausgeber des Blogs „Ansage.org“. Für den Wochenblick schrieb er mit einer Unterbrechung vom Sommer 2020 bis zum Schluss. Schwerpunktthemen: Migrationspolitik, politischer Extremismus, Demokratie und Medienlandschaft. Freund differenzierter Zwischentöne, aber gerne auch leidenschaftlicher Polemiker. Devise: "Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos; es könnte aber auch umgekehrt sein."