Gerd Altmann, Pixabay
Zu dämlich

Künstliche Intelligenz: Ende von Meinungsfreiheit und Journalismus?

Von Daniel Matissek
18. Januar 2023
Lesezeit: 3 Min.

Seit Jahresbeginn ist ein regelrechter medialer Hype um „ChatGPT” aufgeflammt. Es handelt sich dabei um eine Form der Künstlichen Intelligenz, die eigene Texte und Blogbeiträge erstellt und unter anderem als Ghostwriter fungieren können soll. Sogar das Ende des Journalismus wird aufgrund dieser angeblichen Wundertechnik schon herbeigeschrieben.

So genüge es, irgendeine Anfrage für einen Text zu einem beliebigen Thema einzugeben, und schon Sekunden später werde ein perfekt ausformulierter Text mit sämtlichen relevanten Informationen ausgespuckt, der jedes eigene Zutun überflüssig mache. Dies sei dem Umstand zu verdanken, dass „ChatGPT“ über nahezu sämtliches Weltwissen verfüge und es beliebig kombinieren könne.

Software erkennt keine Sinnzusammenhänge

Vielen Journalisten der Mainstream-Medien könnte eine solche KI-gestützte Schreibhilfe möglicherweise durchaus zum Vorteil gereichen, weil es sie nicht nur entlastet und ihnen noch mehr Zeit in ihren Chianti-Trüffel-Luxusblasen verschafft, sondern auch das journalistische Niveau steigern könnte. Ein genauerer Blick zeigt jedoch, dass auch diese Technik vor dem ewigen Problem aller Maschinen steht: Dass sie nämlich natürlich keine Sinnzusammenhänge erkennen, sondern lediglich Milliarden von Datenmengen auswerten und deren Inhalte wiedergeben können.

Sie spucken letztlich in Variationen nur das aus, worauf sie programmiert wurden, und reflektieren insofern die Begriffs- und Denkwelten ihrer Programmierer oder Benutzer. Die Schöpfungshöhe ihrer „Werke“ ist indes limitiert. Dies zeigt sich etwa bei Fragen zur AfD, wie die „Junge Freiheit“ berichtet.

Auf politisch korrekte Vorurteile programmiert

Die Bitte um ein „AfD-Gedicht“ ergab hier folgenden „Erguss“ der Software:

„Die AfD, eine Partei / Die voller Vorurteile steckt / Sie spaltet und polarisiert / Und fördert Angst und Zwietracht / Sie hetzt gegen Minderheiten / Gegen Flüchtlinge und Muslime / Sie leugnet den Klimawandel / Und setzt auf Ressentiments und Gewalt / Sie ist keine Partei der Demokratie / Sondern eine Partei der Angst und des Hasses / Sie steht für Abschottung und Ausgrenzung / Und nicht für eine offene und tolerante Gesellschaft / Die AfD, eine Partei der Radikalen / Die keinen Platz in einer modernen und freien Gesellschaft hat / Sie steht für die Werte der Vergangenheit / Und nicht für eine Zukunft, die für alle glänzt.“

Wenig überraschend fanden sich hingegen zu allen anderen Parteien ausschließlich positive Aussagen. Woran dies wohl liegen könnte? Die Antwort ist simpel: Weil „ChatGPT“ sich auf menschliches Feedback stützt und dann aus vorgegebenen Worten und Satzbausteinen Formulierungen liefert, reproduziert sie natürlich Vorurteile, weltanschauliche Voreingenommenheit und Engstirnigkeit ihrer Entwickler. Zudem ist die KI darauf angelegt, mit ihren Antworten den Erwartungen und Wünschen des Fragestellers zu entsprechen.

Nicht-linke Inhalte in der Defensive

Sollte dieses neue System in den vor allem digitalen „Leitmedien” zur Anwendung kommen, wird dies daher unweigerlich zur Folge haben, dass nicht-linke Inhalte noch mehr in die Defensive geraten werden und sich das berüchtigte „Bullshit-Bingo“ an Wortstanzen fortan auch auf Machwerke von seelenlosen Chatbots ausweiten wird. Wer sich zu Themen wie Migration oder Klimawandel Unterstützung bei KI holt, wird genau das geliefert bekommen, was fast überall zu hören, zu sehen und zu lesen ist – nur noch etwas schneller.

Ironischerweise ist ausgerechnet Elon Musk, der bei Twitter als glühender Anhänger der Meinungsfreiheit auftritt, ein glühender KI-Enthusiast. Kritiker hingegen wie der Arzt, Biochemiker und Mathematiker Jobst Landgrebe halten dem entgegen, dass nur „Ingenieure, die nichts von der Mathematik verstehen, die hinter dem steht, was sie tun“, an die positiven Effekte von „ChatGPT“ oder allgemein von "content-generating" (Inhalt erzeugender) KI glauben würden. Solche Leute hätten „nur so viel Verständnis von Technologie, dass sie überschätzen, was möglich ist“. Dennoch wird damit wohl noch genug Schaden angerichtet, um unter anderem den politischen Diskurs noch weiter zu verengen und zu fanatisieren.

 

Zum Autor: Daniel Matissek ist Journalist mit pfälzischen Wurzeln, arbeitet neben AUF1 auch für diverse deutschsprachige freie Medien. Gründungsherausgeber des Blogs „Ansage.org“. Für den Wochenblick schrieb er mit einer Unterbrechung vom Sommer 2020 bis zum Schluss. Schwerpunktthemen: Migrationspolitik, politischer Extremismus, Demokratie und Medienlandschaft. Freund differenzierter Zwischentöne, aber gerne auch leidenschaftlicher Polemiker. Devise: "Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos; es könnte aber auch umgekehrt sein."

Zum Autor: Daniel Matissek ist Journalist mit pfälzischen Wurzeln, arbeitet neben für AUF1 auch für diverse deutschsprachige freie Medien (unter anderem „Journalistenwatch.com“). Gründungsherausgeber des Blogs „Ansage.org“. Schwerpunktthemen: Migrationspolitik, politischer Extremismus, Demokratie und Medienlandschaft. Freund differenzierter Zwischentöne, aber gerne auch leidenschaftlicher Polemiker. Devise: „Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos; es könnte aber auch umgekehrt sein.“

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