Westminster Abbey: Dominika Gregušová / Pexels; Symbole: Pixabay; Montage: AUF1
abstrus

Gott ist kein Mann – Gender-Krieg in der Kirche von England

Von Kornelia Kirchweger
13. Februar 2023
Lesezeit: 2 Min.

Die Anglikanische Kirche von England steht vor einer Zerreißprobe. Es geht um die Forderung linker Gender-Fanatiker nach Abschaffung des männlichen Gottesbegriffs. Stattdessen wollen diese weibliche oder sächliche Anreden für Gott.

Zuerst kündete der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare an. Jetzt wollen woke Kirchenmitglieder Gott zur Frau oder zum Neutrum machen. Sie verlangen sprachliche Vorschläge dazu. Diese sollen dann in den Predigten, bei der Absolution oder bei Zusammenkünften verwendet werden. Denn die Einschätzung Gottes als Mann sei eine „theologische Fehlinterpretation“ und „anhaltende Diskriminierung und Sexismus gegen Frauen“.

„Unsere Mutter im Himmel“

Der Wunsch, Gott zu gendern, tauchte in einem Fragenkatalog an die liturgische Kommission auf. Eine Pfarrerin von der Diözese Bath and Wells wollte wissen, ob es schon Vorschläge für eine geschlechtsneutrale Gottes-Formulierung gebe. Sie forderte die Bischöfe auf, Optionen zu schaffen, damit auch die Absolution nicht nur im Namen eines „männlichen Gottes“ erteilt werden müsse. Stein des Anstoßes ist die Bezeichnung „Unser Vater“. Auch „er“ und „ihm“ solle aufgegeben werden. Stattdessen werden neutrale oder weibliche Formen gefordert. Das könnte dann „Unsere Mutter“ oder „sie“ und „ihr“ lauten. Die stellvertretende Vorsitzende der Synodengruppe für Geschlecht und Sexualität ist überzeugt: Gott sei nicht geschlechtsspezifisch. Warum solle man ihn also in der Sprache darauf beschränken. Eine Sprecherin von „Frauen und die Kirche“, eine nationale Kampagnen-Gruppe für die Gleichstellung der Geschlechter in der Kirche von England, begrüßte den Schritt. Es sei höchste Zeit für eine „inklusivere Sprache“ in der Liturgie.

Workshop zum Gendern von „Gott“

Erstaunlich ist diese Entwicklung nicht. Der Druck der multisexuellen Gemeinschaft (LGBTQ) auf alle Bereiche der Gesellschaft wächst. Es gilt das Prinzip: Jeder definiert sein Geschlecht, wie er sich fühlt. Weil Gott dazu nicht Stellung bezieht, wollen die „Aufgewachten“ auch für „ihn“, „sie“ oder „es“ entscheiden. Die Bischöfe der Kirche von England starten nun das „Projekt über geschlechtsspezifische Sprache“. In einem Workshop wollen sie die Genderung Gottes diskutieren und Vorschläge erarbeiten. In letzter Instanz entscheidet die liturgische Kommission. Sie ist für die Vorbereitung und Förderung bestimmter Formen von Gottesdiensten und religiöser Verehrung in der Generalsynode zuständig. Die Synode ist wiederum gesetzgebendes Gremium. Sie entscheidet auch über dauerhafte Änderungen oder Neuformulierungen von Schriften mit geschlechtsspezifischer Sprache.

Konservative Kreise warnen

Im Rat der Erzbischöfe der Kirche von England warnt man aber vor jeglicher Abweichung von den ursprünglichen Schriften. Die Verwendung männlicher Pronomen für Gott mache Gott nicht automatisch männlich. So dürfe man das nicht verstehen, das wäre Ketzerei. Die Bibel verwende eben weibliche Bilder und Metaphern für Gott, identifiziere Gott aber hauptsächlich mit männlichen Pronomen, Namen und Bildern. Männliche und weibliche Bilder seien nicht austauschbar. Die Tatsache, dass Gott „Vater“ genannt werde, könne nicht ohne Bedeutungsänderung durch „Mutter“ ersetzt werden. Ebenso wenig könne das Bild ohne Bedeutungsverlust zu „Eltern“ geschlechtsneutralisiert werden. Väter und Mütter seien nicht austauschbar, sondern haben unterschiedliche Beziehungen zu ihren Nachkommen.

Verrat an der Schrift

Sollte die Liturgische Kommission das ändern, werde sie die Lehre der Kirche deutlich von ihrer Grundlage in der Schrift „wegbewegen“, hieß es aus dem erzbischöflichen Rat. Ein Sprecher der Kirche von England dazu: Die Diskussion sei nicht neu. Christen haben seit der Antike erkannt, dass Gott weder männlich noch weiblich sei. Doch die Vielfalt der in der Schrift zu findenden Arten, Gott anzusprechen und zu beschreiben, habe sich nicht immer in der Anbetung widergespiegelt. Als Teil ihres regulären Arbeitsprogramms für die nächsten fünf Jahre habe die Liturgische Kommission die Glaubens- und Kirchenverfassungs-Kommission gebeten, mit ihr gemeinsam diese Fragen zu prüfen. Es gebe absolut keine Pläne, derzeit genehmigte Liturgien abzuschaffen oder grundlegend zu überarbeiten. Solche Änderungen könnten ohne umfassende Gesetzgebung nicht vorgenommen werden.

Zum Autor: Kornelia Kirchweger war Journalistin bei „Austria Presse Agentur“, Bundespressedienst, „BBC“, „Asahi Shimbun“. Fokus: EU, Asien, USA, Afrika. Seit 2016 beim „Wochenblick“. Rockte die sozialen Medien mit ihrem offenen Brief an Greta Thunberg und machte gegen den UNO-Migrationspakt mobil.

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