Serbien, Armenien und die Türkei, drei Völker zwischen Ost und West, zwischen Globalismus und Souveränität. Alle drei befinden sich im Zielfernrohr der globalen Mächte und regionalen Vormachtinteressen mit tragischen Folgen. Auch westliche NGO´s sind aktiv, die ihre Fäden aus dem Hintergrund spinnen und unter der Maske der selbstlosen, humanistischen Helfer agieren. Welchen Einfluss haben sie auf Serbien, Armenien und die Türkei und wo geht die Reise hin? Dieser und anderen brennenden Fragen geht Martin-Müller-Mertens in der neuen Folge „Berlin-Mitte AUF1“ mit drei hochspannenden Interviewgästen auf den Grund.
Serbien im Balkangebiet war schon immer ein Schachbrett fremder Interessen. Die Türkei an der Scheidelinie zwischen Orient und Oxident, Nato und Brics. Armenien im Kaukasus, dem ewigen Pulverfass.
Erdogan zwischen den Stühlen
Immer wieder ist der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan durch seine Inkonsequenz aufgefallen. Einerseits ist die Türkei ein Nato-Staat. Auf der anderen Seite bemüht sich Erdogan dem Brics-Bündnis beizutreten. Der türkische Journalist Can Çakır, beschreibt Erdogans Verhalten als „zwischen den Stühlen stehen“. Seiner Meinung nach hat Erdogan erkannt, dass er gute Beziehungen zu seinen Nachbarländern, insbesondere zu Russland, unterhalten müsse. Und auf der anderen Seite sei er vom Westen stark abhängig. Can Çakır sagt: „Sobald die Türkei Aspekte der Souveränität zeigt, kommt der Dollarknüppel und versucht die türkische Wirtschaft aktiv zu bekämpfen“. Deshalb zeige er eine gewisse Furcht und treffe manchmal nicht die richtigen Entscheidungen.
Die ganze Sendung „Armenien, Serbien, Türkei: Im Visier der Globalisten“ können Sie hier ansehen:
Deep State auf dem Vormarsch
Natürlich versuche der Westen die Schlacht mit allen bekannten Gaukler-Tricks für sich zu entscheiden. Verschiedene NGO´s, darunter die LGBTQ-Bewegung, sähen Zwietracht und sorgen für Unruhen. „ NGO´s haben eine bunte Opposition geformt, die keinen Abstand zum Westen zeigt, sondern Türkei zu einem transatlantischen Bündnis hinführen möchte. Weiterhin werden angebliche Minderheitsprobleme aufgebauscht, wie etwa zwischen Türken und Kurden“.
Und Can Çakır weiter: „Erdogan sieht Amerika als Besatzer, die den Staat infiltriert haben und versuchen einen Deep State aufzubauen“. Als es 2015 zu einem starken Konflikt zwischen der Türkei und Russland gekommen war und die Beziehungen 2016 wieder aufgenommen wurden, habe es prompt einen Anschlag auf den russischen Botschafter in Ankara gegeben, um diese Beziehungen wieder zu schwächen.
NGO´s auch in Serbien aktiv
Auch in Serbien ist der Druck durch die Nichtregierungsorganisationen auf die Politik groß. Die Regierung bemühe sich, nicht pro-russisch zu sein und sei stark von Brüssel und Washington beeinflusst. Offiziell gebe es zwar keine Sanktionen gegen Russland, inoffiziell aber sehe die Sache anders aus: Die diplomatischen Beziehungen wurden abgebrochen. Es gibt keine Zusammenarbeit mehr im Bildungsbereich und den Militärmanövern. Glücklicherweise werde das günstige Gas aus Russland noch bezogen. Sollte sich das aber in Zukunft noch ändern, würde das Serbien in große Schwierigkeiten bringen.
Durch Meinungsmache den Willen des Volkes beeinflussen
Dragana Trifkovic leitet selber eine NGO, nämlich das „Zentrum für geostrategische Studien in Belgrad“, die aber nicht von irgendwelchen beeinflussenden Fördermitteln abhängt. Sie berichtet, dass es sehr wohl transatlantische NGO´s in Serbien gibt, aber keine neutralen oder pro-russischen: „Russland bedient sich nicht dem Instrument der Soft-Power, sondern sie haben die Volksdiplomatie“. Weiterhin sagt sie: „Der Westen ist diesbezüglich 40 Jahr vorraus durch Meinungsmache den Willen des Volkes zu beeinflussen.“ Allerdings habe die pro-westliche Unterstützung aus dem Volk stark abgenommen.
Jerewan als Rammbock gegen den Iran
Auch Armenien soll als „Bollwerk gegen den Osten“ herhalten und ist daher für die Globalsten äußerst interessant. In der südöstlichsten Provinz Sjunik ist die Konzentration an westlichen NGO´s am höchsten. Der Armenienkenner Robert Stelzel verortet den Grund im angrenzenden Iran, wie er erklärt: „In Sjunik bauen die Iraner die Landverbindungen vom Iran zu Russland aus“. Diese will der globalistische Westen natürlich korrumpieren. Weiterhin seien die armenischen Medien ausnahmslos staatlich gelenkt. Die extrem transatlantisch orientierte Regierung versuche nun Russland die Schuld bezüglich der ethnischen Säuberung in Berg - Karabach vor ein paar Monaten „in die Schuhe zu schieben“. Allerdings hat die armenische Regierung Arzach selbst nie als eigenständigen Staat anerkannt. Laut Stelzel befindet sich Armenien in einem Zustand, der der Ukraine 2014/15 ähnelt.