Der Kampf um den SPÖ-Vorsitz treibt seltsame Blüten: So hatte es bis heute Nachmittag noch geheißen, der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil habe am vergangenen Wochenende in Linz mit lediglich 37 Stimmen Vorsprung gegen seinen Widersacher vom linken Flügel, den Traiskirchener Bürgermeister Andreas Babler, gesiegt. Und zwar mit 52 Prozent.
Nun platzte am späten Nachmittag die Meldung herein, am SPÖ-Bundesparteitag seien beim Auszählen die Stimmen vertauscht worden. Dies vermeldete die Vorsitzende der Wahlkommission, Michaela Grubesa.
52,66 Prozent für Babler
Danach fielen 317 Stimmen – das entspricht 52,66 Prozent – auf den Traiskirchener Bürgermeister. Demgegenüber bekam der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil lediglich 280 Stimmen und damit nur 46,51 Prozent. Grund für die zwei Tage lang vermeldete falsche Nachricht sei ein technischer Fehler. Die Ursache für die Neuauszählung der Stimmen sei, so Grubesa, das Fehlen einer Stimme bei der Verkündung des offiziellen Ergebnisses am Samstag gewesen.
Fehler durch Zufall entdeckt
Daraufhin sei sie in die Wiener Löwelstraße, in das SPÖ-Hauptquartier, gefahren, um danach zu suchen. Grubesa: „Es gibt nun fünf statt der bisher vier ungültigen Stimmen.“ Nachdem sie das grundsätzliche Abstimmungsergebnis überprüft hatte, stellte sie einen „außerordentlichen Fehler“ fest. Dieser sei bei der Übertragung in die Excel-Tabelle entstanden. „Das Ergebnis wurde umgedreht“, resümierte schließlich die Vorsitzende der SPÖ-Wahlkommission. Sie entschuldigte sich bei Doskozil für den Fehler. Dieser sei passiert, weil am Parteitag nicht nachkontrolliert wurde. Grubesa nahm das Missgeschick auf ihre Kappe. Es habe eben niemand in der Kommission eine Nachkontrolle veranlasst.
Babler kein Zugpferd
Eine vor der Wahl vom Medium „Österreich“ in Auftrag gegebene Umfrage zeigt, dass weder Babler noch Doskozil die SPÖ auf die Siegerstraße bringen wird. Bei beiden Kandidaten blieben die Genossen auf Platz 3. Mit Babler liegen sie bei 19 Prozent und damit klar hinter der FPÖ, aber auch hinter der ÖVP. Der neue Vorsitzende steht demnach vor der schwierigen Aufgabe, die eigene Partei zu einen und dabei vor allem den Widersacher Doskozil mit dessen Gefolgschaft einzubinden. Das wird sich schon bald offenbaren.
Werden Doskozil-Leute eingebunden?
Denn am Mittwoch sollen die Personalentscheidungen bekanntgegeben werden. Sollten nicht wichtige Posten auch an Personen aus dem Doskozil-Lager fallen, wird der neue Vorsitzende es schwer haben, mit einer geeinten Partei in den Nationalratswahlkampf zu ziehen. Babler ist ein Vertreter des linken Lagers innerhalb der SPÖ und steht für ein Linksbündnis mit Grünen und NEOS.
Kein Sitz im Nationalrat
Ein solches hatte zwar Doskozil am Parteitag ebenfalls präferiert, mit Babler dürfte jedoch eine ÖVP auf keinen Fall zusammenarbeiten wollen. Im Gegensatz zu Doskozil verfügt Babler über einen Sitz im Parlament, nämlich als Bundesrat. Dies bedeutet, dass dieser damit zumindest ein Rederecht im Hohen Haus hat.