Tschetschenen-Chef Kadyrow will den Osten Deutschlands besetzen

Von Raphael Mayrhofer
21. Februar 2023
Lesezeit: 3 Min.

Ramsan Kadyrow ist der Präsident von Tschetschenien. Der umstrittene Politiker gilt als radikaler Moslem und treuer Gefolgsmann Putins. Er ist bekannt für seine harte Linie. Erst vor wenigen Tag hat er die Eroberung der ehemaligen DDR gefordert. Nun plant er offenbar eine eigene Söldnerarmee.

Erst kürzlich hatte der russische Präsident Putin geäußert, dass die Bundesrepublik Deutschland nicht souverän sei. Damit kritisierte er den Umstand, dass in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg US-Besatzungssoldaten stationiert sind. Nun bezeichnet der Putin-Loyalist Kadyrow den Abzug russischer Besatzungstruppen als Fehler.

Kadyrow: „Verräter Deutschland bestrafen!“

Am 13. Februar sprach Kadyrow im russischen Fernsehen. In der Sendung „60 Minuten“ forderte er die Wiederbesetzung der ehemaligen DDR durch russische Soldaten. Wörtlich sagte er: „Gorbatschow oder wer auch immer unsere Truppen von dort abgezogen hat. Sie (Anm. Red. Deutschland) hätten als Verräter bestraft werden sollen, damit sie ihren Platz verstehen. Wir sollten zurückgehen, es ist unser Territorium. Es war eine fehlerhafte Entscheidung unserer vergangenen Regierung, sie sollte geändert werden. Wir sollten da langsam reingehen, damit wir sie zu jeder Zeit kontrollieren können.“ Kadyrow reagiert mit seinen Aussagen auf die umstrittenen Waffenlieferungen der BRD an die Ukraine. Im Jahr 1994 zogen die letzten sowjetischen Truppen aus der ehemaligen DDR ab. Für Kadyrow offenbar ein Fehler.

Putins umstrittener „Bluthund“

Der Moslem Kadyrow ist der Präsident der autonomen Republik Tschetschenien. Diese ist Teil der russischen Föderation, verfügt jedoch über weitreichende Kompetenzen. Aufgrund der zahlreichen Zugeständnisse des Kreml an Kadyrow gilt dieser als äußerst moskautreu. Erst im Oktober war er zum Generaloberst im russischen Militär befördert worden. Faktisch wurde ihm damit der zweithöchste Rang zuerkannt. Der Politiker gilt als Exzentriker. Westliche Systemmedien bezeichnen den autoritär regierenden Kadyrow gerne als „Bluthund Putins“ oder „Extremisten“. Er selbst spricht von sich als „Putins Fußsoldat“. Auch seine Wiederwahl im September 2021 ist umstritten. Kadyrow hatte damals 99,6 % der abgegebenen Stimmen erhalten.

Harte Linie in Land und Krieg

Nicht nur innerhalb Tschetscheniens, sondern auch im Krieg gegen die Ukraine ist Kadyrow für seine harte Linie bekannt. Mehrfach hatte er das russische Militär für dessen Zurückhaltung kritisiert. Er selbst leitet die Division Kadyrowzy. Dieses tschetschenische Spezialregiment ist Teil des russischen Heeres. Die Kadyrowzy gelten laut Militärexperten als besonders brutal.

Die Einheit war wiederholt an internen Kämpfen in der russischen Armee beteiligt. Grund war der multiethnische Charakters des Heeres. So kam es etwa im Mai 2022 zu einem Schusswechsel zwischen der tschetschenischen Einheit und Angehörigen der mongolisch-stämmigen Burjaten. Dabei kamen mehrere Soldaten ums Leben.

Kreml nutzt Islam – und umgekehrt

Auch Kadyrows Haltung zum Islam steht unter Kritik. Er selbst versteht sich als radikaler Moslem. Die Scharia stünde über Russlands Gesetzen, die Feinde des Islam müssten beseitigt werden. Nur zwei von zahlreichen Aussagen Kadyrows. Im Ukrainekrieg spricht er von Dschihad, dem heiligen Krieg gegen Ungläubige. Auch vom westlichen Satanismus ist die Rede.

Kadyrow ist damit nicht alleine. Zahlreiche Muslime mobilisieren auf der Seite des Kreml für den Krieg. Russlands multiethnische Bevölkerung besteht zu rund 20 Prozent aus Moslems. Tendenz stark steigend. Für Putin eine relevante politische Macht. Eine Macht, die er für sich nutzen will. 2015 weihte er in Moskau die größte Moschee Europas ein. Ein klares Zeichen.

Für radikale Muslime ist der Krieg in der Ukraine eine willkommene Gelegenheit. Er könnte maßgeblich zur Ausbreitung des Islam in der Ukraine beitragen. Die Folge: Eine weitere Destabilisierung des Landes. Ganz im Sinne Putins. Aber ebenso im Sinne Kadyrows, der als zentrale Figur des politischen Islam in Russland auftritt.

Ernsthafte Pläne für eigene Söldnertruppe

Möglicherweise ist auch das ein Grund für Kadyrows Pläne, eine eigene Söldnerarmee zu errichten. Am Sonntag schrieb er auf Telegram, er sei beeindruckt von den Erfolgen der Gruppe Wagner. Diese nichtstaatliche paramilitärische Organisation gilt als äußerst umstritten. Die Truppen sind rund um den Globus für die Interessen des Kreml im Einsatz. Oft in verdeckten Operationen.

Dabei erklärte Kadyrow auch, dass er selbst auch plane, eine professionelle Söldnertruppe zu errichten. Allerdings erst nach dem Ende seiner politischen Laufbahn. Zitat: Ich plane ernsthaft, mit unserem lieben Bruder Jewgeni Prigoschin zu konkurrieren und ein privates Militärunternehmen zu gründen.

Russlands Imperialisten wollen Krieg mit Westeuropa

Kadyrow ist mit seiner Forderung, den Osten der Bundesrepublik Deutschland erneut zu besetzen, nicht allein. Auch der prominente russische Ideologe Alexander Dugin hatte mehrfach die Eroberung ganz Europas gefordert. Erst im Mai 2022 sprach man – ebenfalls in der Sendung „60 Minuten“ – über einen möglichen Atomkrieg. Darin wurde eine Grafik präsentiert, die darstellen sollte, wie lange russische Interkontinental-Raketen nach London, Paris und Berlin bräuchten.

Zum Autor: Raphael Mayrhofer ist seit vielen Jahren für zahlreiche Alternativmedien tätig. Als Redakteur und Medienfachmann begleitete er den „Wochenblick“ ab seiner Gründung. Seinen Fokus legt der studierte Publizist dabei auf die Themenbereiche Souveränität, Identität, Nachhaltigkeit und Solidarität. Seit 2022 kümmert sich Mayrhofer als leitender Redakteur um das Format „Gesund AUF1“.

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