Kinder: US Embasy New Zealand (Public Domain Mark 1.0) / Flagge: Alexander Lesnitsky, Pixabay (Montage AUF1)
Italienisierung

Südtiroler Kinder sollen bereit sein, „für Italien zu sterben“

Von Raphael Mayrhofer
26. März 2023
Lesezeit: 2 Min.

Es ist ein klarer Akt der Erniedrigung. Südtiroler Schulkinder müssen vor italienischen Politikern antreten, um die italienische Hymne zu singen. Darin heißt es: „Italien hat gerufen! Wir sind bereit zum Tod.“ Eine Provokation für die besetzte Region. Das absurde Motto: „Solidarität mit der Ukraine“.

Am 17. März begeht der italienische Staat seine Gründung. Auch in Südtirol. Allerdings unter anderen Vorzeichen. Für Rom und die angesiedelten Italiener in Tirols Süden ist der Termin ein Feiertag. Für die Südtiroler ist er hingegen ein Affront.

Südtirol: Besetzt, unterdrückt, überfremdet

Am 17. März 1861 wird das Königreich Italien in Turin gegründet. Südtirol wird nach (!) dem Ersten Weltkrieg (1918) von Italien besetzt. Das Land ist seit über 1.200 Jahren mehrheitlich deutsch besiedelt. Mit der Annexion beginnt ein andauernder Prozess der systematischen Italienisierung. Also der kulturellen, sprachlichen und ethnischen Überfremdung. Trotz aller Anstrengungen Roms stellen die deutschen Südtiroler noch immer die Mehrheit der Einwohner des Landes. Noch.

Italienische Umerziehungsveranstaltung

Seit 1918 ließ Italien keine Gelegenheit ungenutzt, um die Südtiroler zu „Italienern“ zu erziehen. So auch vergangene Woche. Anlässlich des 162. Jahrestages der Gründung Italiens mussten mehrere Schulklassen der Stadt Leifers antreten. Darunter befanden sich nicht nur italienische Kinder, sondern auch deutsche Südtiroler. Schulkinder der deutschen Mittelschule Franzelin.

Diese mussten – vor dem italienischen Bürgermeister und italienischen Besatzungssoldaten – die italienische Hymne singen. Im sogenannten „Canto degli Italiani“ heißt es etwa: „Wir sind bereit zum Tod, Italien hat gerufen!“ Auch Österreich wird mit Häme bedacht. „Der österreichische Adler hat schon die Federn verloren.“ Nach der inszenierten Vorführung überreichte der Bürgermeister den Schülern noch eine italienische Fahne. Ein krönender Abschluss für eine Umerziehungsveranstaltung.

Der Südtiroler Landtagspolitiker Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit) bemerkt deshalb: „(Südtiroler) Kinder für ein Fest zur Einheit Italiens auftreten zu lassen, ihnen die Trikolore in die Hand zu drücken und sie singen lassen, dass sie für Italien sterben sollen, ist an Abscheulichkeit nicht zu überbieten.“

Imperialismus gut, Imperialismus schlecht

Völlig absurd scheint auch der Umstand, dass die imperialistische Darbietung als „Solidaritätsveranstaltung mit der Ukraine“ bezeichnet wurde. Für Knoll ein „Gipfel der Geschmacklosigkeit“. Er schreibt: „In vollkommener geschichtlicher Umnachtung scheinen die Organisatoren dieser Veranstaltung anscheinend vergessen oder bewusst ausgeblendet zu haben, dass Italien Südtirol überfallen und gegen den Willen der Bevölkerung annektiert hat, so wie dies auch Russland gerade mit Teilen der Ukraine macht.“

Es scheint so, als würde Italien in Sachen Imperialismus mit zweierlei Maß messen. Der eigene Imperialismus wird gefeiert, während man sich mit den moralischen Federn der Russlandkritik schmückt.

Zum Autor: Raphael Mayrhofer ist seit vielen Jahren für zahlreiche Alternativmedien tätig. Als Redakteur und Medienfachmann begleitete er den „Wochenblick“ ab seiner Gründung. Seinen Fokus legt der studierte Publizist dabei auf die Themenbereiche Souveränität, Identität, Nachhaltigkeit und Solidarität. Seit 2022 kümmert sich Mayrhofer als leitender Redakteur um das Format „Gesund AUF1“.

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