Künstliche Intelligenz: Überwindet die Megamaschine bald den Menschen?

Von Raphael Mayrhofer
28. März 2023
Lesezeit: 3 Min.

Globalisierung und Finanzimperialismus haben den Menschen entwurzelt. Nun verspricht die künstliche Intelligenz eine „bessere Zukunft“. Dazu soll der Mensch immer mehr zur Maschine werden, immer mehr Kontrolle abgeben. Die Ganzheitlichkeit des Menschen wird dabei dem transhumanistischen Globalismus geopfert.

Der Artikel „Von der Evolution zur KI: Entwurzelt uns die Digitalisierung?“ bildet den ersten Teil dieses Kommentars. Darin ging um die technische Entwicklung als janusköpfigen Bestandteil der Evolution. Der Mensch läuft dabei Gefahr, sich immer weiter von seiner Natur zu entfernen. Ein Prozess, der sich selbst beschleunigt und automatisiert.

So wird der Mensch durch imperialistische Kriege, Ausbeutung und Finanzraubzüge entwurzelt. Als flexibles Humankapital robotet er nun für die Industrie. Etwa als Fahrer bei Essens-Lieferdiensten. Dort bestimmt eine App seine Arbeit. Er selbst übernimmt nur die Aufgabe, die Maschinen noch nicht übernehmen können. Noch nicht.

Technik übernimmt Kontrolle über Entwicklung

Doch auch dieser Entwicklungsschritt hat ein Ablaufdatum. Denn im Wettstreit des Menschen mit der Maschine kann ersterer nicht gewinnen. Ob Kassierer, Juristen, Mediziner, Soldaten, Bauarbeiter, Grafiker, Programmierer, Fernfahrer, Künstler, Lehrer oder Wissenschaftler: Sie alle unterliegen der Maschine. Das sagen bereits jetzt Berechnungen. Jeder zweite Arbeitsplatz soll in Zukunft „verloren gehen“.

Für viele ein positives Szenario, welches mehr Freizeit verspricht. Ein Irrglaube. Denn anstatt die freiwerdende Zeit für den Gemeinnutz, in Kultur und Volk, Naturschutz, Bildung und Gesundheit zu investieren, werden die Humanressourcen direkt wieder in den Kapitalismus integriert. Wo früher hundert Bauern arbeiteten, sitzt heute ein verschuldeter Landwirt auf einem modernen Traktor. Die Produktivität ist exponentiell gestiegen. Doch wo sind die ehemaligen Bauern? In den Traktorfabriken, in Logistik und Verkauf. Ein Fortschritt?

Mensch entfernt sich von Natur – wird Technik unterworfen

Denn je weiter sich der Mensch so von der Natur entfernt, desto mehr unterwirft er sich der Logik der Technik. Er gerät in den Sog eines globalen Wettstreits um technische Vorherrschaft. Beschleunigung und Schulden sind die Folge. Nicht mehr der Mensch steht im Mittelpunkt des Fortschritts, sondern das technisch Mögliche. Für den Menschen fatal.

Bald schon beginnen künstlich intelligente Programme damit, Prozesse auf ihre Effizienz hin zu optimieren. Und der Mensch wird als das erkannt, was er im Auge der Maschine ist: Ineffizient. Philosophen sprechen hier von Akzelerationismus. Damit meinen sie einen sich permanent beschleunigenden Prozess der Digitalisierung, der in einer posthumanistischen Welt endet.

Mensch gegen Maschine: Ein aussichtsloser Kampf

Denn der Mensch als Mängelwesen, nach dem Soziologen Arnold Gehlen, kann in Hinblick auf Leistung nicht mit der Maschine konkurrieren.

Im Gegensatz zu ihr muss der Mensch schlafen, hat Hunger ebenso wie Emotionen. Er ist an einen Boden gebunden, funktioniert also nicht rein digital, geistig, abstrakt. Auch sein Entwicklungsprozess dauert wesentlich länger. Roboter, die vom Stapel laufen, funktionieren ab der ersten Minute. Kinder brauchen Jahre, um grundlegende Abläufe wie Laufen und Sprechen zu lernen.

Es ist ein ungleicher Wettstreit, den der Mensch nicht gewinnen kann. Auch die transhumanistische Verschmelzung des Menschen mit der Maschine wird so zum aussichtslosen Verzweiflungsakt. Ein Verzweiflungsakt, von dem nur die globale Hochfinanz profitiert. Mikrochips und teure Operationen machen den Menschen nicht zum Roboter. Dafür aber zum leicht zu überwachenden Objekt.

Nanodrohnen, Digitalgeld, Totalüberwachung: Das Ende der Freiheit

Kontroll- und Tötungsroboter übernehmen diese Aufgabe. Bereits heute gibt es künstlich-intelligente Nanodrohnen mit Gesichtserkennung.

Wer künftig aus dem System ausbricht, ungehorsam oder nonkonform handelt, wird zum Freiwild erklärt. Sämtliche Bankkonten werden gesperrt, ein Todesurteil in einer Welt ohne Bargeld. Mikrochips übermitteln den aktuellen Standort. Maschinen übernehmen die Verhaftung. Oder gleich die Eliminierung. Denn in einer vollständig technifizierten Welt wird der Andersdenkende zu einem technischen Fehler, der gelöst werden muss.

Wer ins Silicon Valley oder nach Shenzhen blickt, die Epizentren der transhumanistischen Entwicklung, schaut auf einen Friedhof für die Freiheit der Menschen.

Ganzheitlichkeit statt globalem Transhumanismus

So bleibt die Erkenntnis, dass der Mensch den Wettstreit mit der Maschine nicht gewinnen kann. Zumindest nicht nach der Logik und den Regeln der Technik. Vielmehr sollten wir uns Fragen, was den Mensch von der Maschine unterscheidet. Worin ist der Mensch besser, wenn die Maschine schneller schreibt, denkt und berechnet, präziser malt, komponiert und arbeitet.

Das Wechselspiel aus Körper, Geist und Seele macht den Menschen zu einem einzigartigen Wesen. Kraft und Logik verbinden sich mit Emotion. Natur mit Kultur. Fähigkeiten mit Verantwortung. Eine Ethik des Erhalts, des Schutzes und der Kooperation. Genetische und geografische Differenzierung führen zu Völkern und Kulturen, Vielfalt und Reichtum.

Der Mensch ist kein ökonomisches Werkzeug, kein Human-Rohstoff für Technokraten oder ein Konsumobjekt für die globale Megamaschine. Es mag sein, dass der transhumanistische Globalismus den Menschen schon bald nicht mehr braucht. Die Frage ist nur: Wollen wir warten, bis es soweit ist?

Zum Autor: Raphael Mayrhofer ist seit vielen Jahren für zahlreiche Alternativmedien tätig. Als Redakteur und Medienfachmann begleitete er den „Wochenblick“ ab seiner Gründung. Seinen Fokus legt der studierte Publizist dabei auf die Themenbereiche Souveränität, Identität, Nachhaltigkeit und Solidarität. Seit 2022 kümmert sich Mayrhofer als leitender Redakteur um das Format „Gesund AUF1“.

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