Die „männliche Zivilisation“ nähere sich ihrem Ende. Ehe sei eine Form der Unterdrückung, Langzeit-Beziehungen ein Auslaufmodel. Das sagt die feministische Biologin Meike Stoverock. Frauen würden wieder mehr Macht gewinnen. Und unfreiwillig sexlose Männer müssten sich mit Sexpuppen begnügen.
In ihrem Buch „Female Choice“ schreibt Stoverock über das Prinzip der Damenwahl. Im Tierreich seien es vor allem die Weibchen, die sich ihre männlichen Partner aussuchen würden. Nicht umgekehrt. Die menschliche Zivilisation hingegen basiere auf der Dominanz der Männer. Das würde sich nun wieder ändern. „Antibabypille“ und Kurzzeit-Beziehungen wären die Grundlage für die Emanzipation der Frau. Eine Emanzipation von den „Zwängen der Natur“. Von Mann, Familie und „Schwangerschaftsautomatismus“.
Frauen: Nur begrenzte Fortpflanzung möglich
Im Interview mit der Zeitung „Standard“ spricht die Biologin über die genetische Basis der weiblichen Männerwahl. Männer könnten sich andauernd fortpflanzen, Frauen nur begrenzt. Sie hätten nur ein „sehr enges Zeitfenster von wenigen Stunden im Monat“. Nach der Befruchtung würden sie zudem vorübergehend als Reproduktionspartnerin ausscheiden. Männer könnten sich – theoretisch – jedoch unbegrenzt weiter fortpflanzen.
Führte Sesshaftigkeit zur Abhängigkeit?
Stoverock behauptet im Gespräch, die Sesshaftigkeit habe dazu geführt, dass Männer materiellen Druck auf Frauen ausüben konnten. Im Rahmen der neolithischen Revolution seien Männer zu Besitz und Ressourcen gekommen. Diese hätten sie als Mittel eingesetzt, um Frauen abhängig zu machen und diese – sexuell – an sich zu binden. Stoverock vergisst dabei – bewusst oder unbewusst –, dass Frauen bereits vor der Sesshaftigkeit auf Männer angewiesen waren.
Männer bieten Schutz und Nahrung
Der Schutz von Frau und Gruppe sowie die Jagd waren seit Jahrmillionen eine Aufgabe der Männer. Die Bindung an den Mann erfüllte somit auch Grundbedürfnisse der Frau: Nahrung und Schutz. Die These von der weiblichen Selektion des Sexualpartners verkehrt sich so ins Gegenteil. Frauen hätten damit evolutionär ein Interesse, den selbst gewählten Partner an sich zu binden. Um sich und mögliche Kinder vor Hunger und Angriffen zu schützen.
Ehe als Unterdrückungsinstrument
Für Stoverock ist auch die Ehe primär als Werkzeug der Unterdrückung zu verstehen. Die wirtschaftliche Abhängigkeit vom Mann verunmöglichte Frauen historisch oft selbstständige Entscheidungen. Erst die Pille ermöglichte es den Frauen, eigenständig über das Schwanger-Werden zu bestimmen. Die Folge: Geburtenrückgang, vermehrte Frauenarbeit und Entkopplung von Langzeit-Beziehungen.
Auch Familienideal nur sozial erlernt
Stoverock beurteilt Beziehung vorrangig biologisch. Die ganzheitliche Wechselwirkung von Biologie, Psyche und Sozialem spielt bei ihr keine Rolle. Im Gegenteil.
Denn, so die Feministin, auch das Ideal der „lebenslangen Beziehungen“ sei „mehr Gesellschaftserwartung als eigener Antrieb und Liebe“. Schon Kinder müssten so ein konstruiertes Ideal der Kernfamilie erlernen. Dabei würden, so Stoverock, „die Menschen langsam merken“, dass kürzere Beziehungen, „egal ob nur mit einem Partner oder mehreren“, wesentlich näher an „unseren natürlichen Instinkten und unserem Glücksbestreben“ dran seien. Schon Jungen müssten frühzeitig erfahren, dass es völlig normal sei, wenn sie später keinen Sex und keine Partnerin bekommen würden.
Demütige Männer: Das Ende der „männlichen Zivilisation“
Die Konsequenz dieser Haltung ist heute in der Zunahme bindungsloser Sexualkontakte greifbar. Für Meike Stoverock ein Akt der Selbstermächtigung. Frauen würden langfristig wieder über die eigene Sexualität entscheiden. Männer werden so „automatisch in eine demütigere Position gebracht“. Diese müssten sich damit abfinden, dass viele unfreiwillig partnerlos bleiben würden. Die Biologin spricht von „Incels“. Männern, die unfreiwillig keinen Geschlechtsverkehr haben und Frauenfeindlichkeit entwickeln.
KI-Sexroboter als Partnerschaftsillusion
Diese „Incels“ müsse man abfangen, damit sie nicht gewalttätig würden. Eine Industrie der Sexpuppen und -roboter würde bereits heute lebensechte Abbilder von Frauen produzieren. Diese könnten mit künstlicher Intelligenz und Sensoren ausgestattet werden, um die „Illusion einer Partnerschaft zu geben“. Meike Stoverock gibt zwar zu, dass sie es selbst bezweifelt, ob diese „Partnerschaft“ mit einer echten Frau mithalten könne. Dennoch gehe es „diesen Männern im Zusammenleben mit der Puppe besser als ohne“. Und das sei schon mal „eine positive Entwicklung“.
Globalisten: Mensch und Sexualität als Konsumware
Stoverocks Ideenwelt zeigt große Parallelen zu globalistischen Visionen. Menschen, Beziehungsstrukturen und Bedürfnisse werden dabei zu Konsumobjekten. Sex wird über Apps wie Tinder zur verfügbaren Ware. Aussortierte Waren – in diesem Fall Männer – bleiben allein oder müssen sich mit neuen Konsumobjekten – in diesem Fall Sexrobotern – begnügen. Digitalisierung, Transhumanismus und Neoliberalismus greifen so ineinander. Studien belegen: Bereits heute ist fast ein Drittel der 18- bis 24-jährigen Männer sexuell inaktiv. Tendenz stark steigend.
Psychosoziale Bedürfnisse werden dabei reduktionistisch ausgegrenzt. Auch jene der Frauen. Eine Beziehung auf Augenhöhe weicht der kurzfristigen Triebbefriedigung. So ist es nur eine Frage der Zeit, wann auch Frauen lieber zu Sexrobotern greifen und die Reproduktion gänzlich den Laboren überlassen. Somit bliebe auch mehr Zeit für die Karriere im kapitalistischen Hamsterrad.