Ein Tochterunternehmen des chinesischen Pharmakonzerns „Sinopharm“ beginnt jetzt erstmals klinische Tests mit eigenem mRNA-Covid-19-Impfmaterial. Mit Fokus auf der Behandlung der Omikron-Stämme. Die chinesische Arzneimittelbehörde gab grünes Licht dafür. Der Hersteller sitzt in Shanghai und ist finanziell seit 2013 mit der Bill Gates Stiftung verbunden. Treibende wissenschaftliche Kraft ist Professor George Fu Gao. Er ist Mitglied der Chinesischen Akademie der Wissenschaften. Gao vertrat die Akademie als Teilnehmer beim „Event 201“. Dort wurde unter Federführung von Bill Gates im Oktober 2019 eine Corona-Pandemie simuliert. Wenige Monate später wurde sie bittere Realität für die Welt.
Neue Versuchskaninchen
Professor Gao leitete früher auch das chinesische Zentrum für die Kontrolle und Prävention von Krankheiten. Er war damit das chinesische Gegenstück zu Anthony Fauci, dem Corona-Guru von US-Präsident Joe Biden. Gao und Fauci dürften sich nicht fremd sein. Fauci ist mittlerweile Privatier. In China setzte man bei der Behandlung von Corona bisher auf die eigene traditionelle Medizin (TCM). Zudem auf Totimpfstoffe und genetisch rekombinante Impfstoffe, die Sinopharm herstellte. Geht es nach Professor Gao, einem engagierten Botschafter von Bill Gates, sollen die Chinesen künftig mit Genspritzen, also mit mRNA-Technologie – vorerst gegen Corona – behandelt werden.
Milliarden-Markt
Und zwar möglichst schnell. In einem Interview mit China Newsweek forderte Gao eine rasche Zulassung des mRNA-Materials gegen die neuen Corona-Stämme. Ebenso eine Vereinfachung der Zulassungsverfahren, wie bei den Grippeimpfstoffen. Er will auch eine Verkürzung der Studienprozesse für Unternehmen, die Impfstoffe und dieselbe Technologie herstellen. Gao träumt gemeinsam mit Gates von einem „Impf“-Abonnement, vor allem für ältere Menschen. Denn Durchbruchsinfektionen seien zwar häufig, die Impfung biete aber trotzdem Schutz, sagte er. Allerdings nur sechs Monate. Er weiß also, was im Westen läuft. China hat 1,4 Mrd. Menschen. Ein Fünftel davon sind 60 Jahre oder älter. Das ergibt einen lukrativen Markt von rund 280 Millionen Menschen. China hat eine Jahreskapazität zur Herstellung von 7 Mrd. COVID-19-Impfstoff-Dosen. Im Vorjahr wurden über 5,5 Milliarden Einheiten produziert, 2021 waren es 5 Milliarden.
100 Millionen von Bill Gates
Hergestellt wird das chinesische mRNA-Material von der Sinopharm-Tochter „China National Biotec Group“ (CNBG) in Shanghai. Dort spricht man von einem „Meilenstein“. Die Forschungsarbeiten dazu laufen bereits seit Ende 2021. Man will einen Weltklasse-Impfstoff auf den Markt bringen. Mit der eigenen mRNA-Technologie könne man die gesamte Länge des Spike-Proteins der Omikron-Variante kodieren. Das helfe dabei, Antikörper effizienter zu bilden. CNBG gibt es seit 2007. Bill Gates hat dem Unternehmen seinerzeit knapp 100 Millionen US-Dollar für HIV/Aids, Tuberkulose und Anti-Raucher-Projekte geschenkt.
Gen-Programm
mRNA-Impfstoffe sind de facto eine Gen-Behandlung. Einfach ausgedrückt, enthält die „messenger“(Boten)-RNA eine kodierte Botschaft. Sie wird, in Nanopartikel verpackt, in die menschliche Zelle geschleust. Die Zelle erhält den Auftrag, etwas zu produzieren. In diesem Fall das Spike-Protein, ein Bestandteil des Corona-Virus. Damit soll eine Immunreaktion aktiviert werden, die exakt auf einen „Feind“ zugeschnitten ist. Ändert sich der „Feind“, schießen die Immunwächter daneben. Man spricht vom „Impfdurchbruch“, also einer wirkungslosen Behandlung.